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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

 Die Nahia von Ljesko polje erstreckt sich längs der Moracza Angesichts Podgorica’s, und hat drei Stämme, welche die Summe der 24 Plème’s vollmachen. Zu der Republik gehört aber auch noch eine grosse Anzahl konföderirter Distrikte. Allmähliger Zuwachs vermehrt von Jahr zu Jahr ihre Alliirten. Das lange Thal von Kuczi kam 1831 dazu, das umfangreiche Gebiet von Grahovo ist seit 1840 fast ganz von der Türkei getrennt, und über kurz oder lang wird auch die Herzogewina, so wie vielleicht das ganze Paschalik von Skadar Cernagora einverleibt sein.

(Wird fortgesetzt.)


7. Bausteine zur slawischen Mythologie.
Aus lateinischen und griechischen Quellen von Wilhelm Bernhardi.
Einleitung.

 Unter allen Zweigen der slawischen Alterthumswissenschaften dürfte wohl keine so gänzlich vernachlässigt sein, als die Mythologie dieser zahlreichen Völkerstämme. Die Gründe dieser Erscheinung sind mannichfacher Art. Zuerst sind wohl nirgends sonst die Materialien zu einem solchen Werke so zerstreut, so versteckt und so wenig bekannt gemacht, als auf diesem Felde der Wissenschaft, zu dessen Bearbeitung erst die Hülfsmittel mühsam aus einer Masse der verschiedenartigsten Schriften zusammengelesen werden müssen, und die, sollte man sie auch wirklich alle besitzen, doch immer nur ein unvollständiges Bild geben werden, bis die noch nicht bekannt gewordenen älteren Quellen slawischer Völker der Oeffentlichkeit übergeben sein werden. Daher bleiben denn auch die Bestrebungen, eine vollständige übersichtliche Mythologie des grossen slawischen Völkerstammes aufzustellen, eine zwar immer sehr ehrenwerthe, aber, so scheint es, doch vergebliche und zu frühzeitige Arbeit, da leicht jede neue Entdeckung auf diesem Gebiete ein ganzes, sorgsam und mühevoll aufgeführtes Gebäude mit einem Hauche gleichsam umzustürzen im Stande ist. Dazu kommt nun noch die Beschaffenheit der Schriften selbst, welche bisher diesen Gegenstand behandelten, deren es zwar eine Menge gibt, die aber alle, wenige einzelne ausgenommen, nicht zuverlässig, erschöpfend und umfassend genannt werden dürften. Denn die deutschen Gelehrten, welche dieses Gebiet bearbeiten, nehmen grösstentheils wenig oder gar keine Rücksicht auf die bekannt gewordenen slawischen Quellen, während die slawischen Forscher ihrerseits auch nur selten die Schriftsteller des germanischen Nordens und Westens in den Bereich ihrer Arbeiten zogen, welche, obgleich nur beiläufig, zerstreut, einseitig, unvollkommen, und oft sehr irrthümlich von Sitten, Wissen, Glauben, Staats- und Rechtsverhältnissen, religiösen Einrichtungen, geographischen Eintheilungen und politischen Verbindungen derjenigen Slawenstämme sprechen, mit welchen Deutschland im Laufe der Jahrhunderte in mannichfache freundschaftliche oder feindselige Verbindungen kam. In dieser Beziehung sind indessen auch vielleicht die deutschen Gelehrten etwas entschuldbarer, als die unserer slawischen Nachbarn, denn bis herab zu unseren Tagen unterliegt der buchhändlerische Verkehr mit dem Norden und Osten Europa’s so vielen Schwierigkeiten, Hemmungen und Hindernissen, dass es sehr schwer wird, sich auch nur Kenntniss vom Dasein der erschienenen Hülfsmittel zur Forschung, geschweige denn diese selbst zu verschaffen, während diejenigen Quellen, welche die germanischen Völker zu bieten vermögen, alle grösstentheils bereits so lange bekannt gemacht, so allgemein verbreitet, so leicht erreichbar sind, dass sie gewiss auch in slawischen Ländern allen Denjenigen leicht zugänglich werden können, welche sich mit diesem Gegenstande der Forschung zu beschäftigen

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/347&oldid=- (Version vom 30.3.2020)