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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

in seiner Geschichte der polnischen Republik, die wir bereits einmal besprochen, bedeutend abweicht. Wie ausserordentlich wünschenswerth wäre es, dass Männer, wie Bielowski, denen ein so ausserordentlich leichter und gefälliger Styl zu Gebote steht, sich recht oft zu dem Studium der polnischen Geschichte und überhaupt zur Bearbeitung des polnischen Alterthums wendeten. Wie viel verdienstlicher sind doch solche Arbeiten, als die leichten Erzählungen, mit welchen die polnische Literatur gegenwärtig überschwemmt wird, und die nach einer kurzen und flüchtigen Durchlesung vergessen, dem Vaterlande und dem Volke keinen anderen Genuss geben, als etwa eine mehrstündige heitere Erholung, deren Wirkungen mit dem Umschlagen des letzten Blattes zu Ende sind. Abhandlungen über die polnische Sprache und ihre Grammatiken, von J. Deszkiewicz, eine interessante Arbeit, die wir, da sie als ganzes Buch erscheinen, an einem anderen Orte besprechen werden. Geschäftsbericht des Institutes vom 12. November 1840, von Ad. Kłodzinski. Eine Lobrede auf den Kaiser Franz, welche Graf Ossolinski anordnete und Nachricht über die Kassenbestände und die Besitzthümer des Instituts. Unter den „Miscellen“ ist ein Bericht über die mineralogischen Sammlungen des Instituts werthvoll. — Der zweite Band enthält eine Nachricht über die Handschriften des Institutes, von Al. Batowski, aus welcher man sich den deutlichsten Begriff über die Wichtigkeit und den ausserordentlichen Reichthum derselben an alten Handschriften (nicht selten Autographen) machen kann. Viele derselben sind nach der Ansicht des geehrten Herrn Verf. vollständiger, als die bisher bekannten, oder auch abgedruckten; viele nur noch die einzigen Exemplare. Ferner findet man das XIII. Kapitel der Poloneutichia, den Schluss der Abhandlung über die Armenier und den Schluss der ersten Abhandlung über die polnische Sprache. Unter den kleinen Berichten befindet sich eine werthvolle Biographie des Piaristen Kajetan Kamieński und Angabe seiner Schriften. — Der dritte Band enthält ausser dem XIV. Kapitel der Poloneutichia und der zweiten Abhandlung über die polnische Sprache eine kurze Skizze der Geschichte und der Schicksale der Lisowsker (Lisowczyk) vom Grafen M. Dzieduszycki; eine treffende Monographie, mit der grössten Umsicht abgefasst. Unter den Miscellen ist die Biographie des Grafen Joh. Fel. Tarnowski (27 S.) höchst wichtig. — Der vierte Band bringt endlich neben den Fortsetzungen der Poloneutichia, der Geschichte der Lisowcer und der Untersuchungen über die Sprache die statutengemässe, von dem stellvertretenden Kurator, Herrn Ritter Gwalbert von Pawlikowski, gehaltene Lobrede auf den seligen Kaiser Franz, welche durch ihren lebendigen Styl und ihre erhabene Gedankenfülle sich besonders auszeichnet. Beigelegt sind diesem und dem vorigen Bande noch 48 Oktav-S., welche einen Abdruck von Binżanowski’s Annalen (von 1666 bis 1688) im Auszuge, besorgt von Al. Batowski, enthalten. Die Handschrift ist höchst wichtig für jenen Zeitraum.

 Polens Literatur- und Kultur-Epoche seit dem Jahre 1831. In Kürze dargestellt von Anton Mauritius. Posen 1843. Scherk. 210 S. Wir sprachen bereits über den „Panslawismus“ desselben Verfassers. Das vorliegende Buch gleicht so ziemlich dem vorangegangenen in Geist und Manier, indess scheint es, dass die Masse der Gegenstände, welche dem Verf. hier entgegentraten, zu gross und mannichfaltig war, als dass er sie hätte gänzlich überwinden können; es fehlt daher dem Buche jene geistige Einheit, welche Alles nach einem Hauptgedanken leitet, und dem Leser entgeht das wohlthätige Gefühl, eine umfangreiche Idee in ihren weiten Verzweigungen verfolgt und dem Verfasser nachgedacht zu haben. Das Buch gewinnt dadurch das Ansehen einer Kompilation, einer Sammlung von Materialien, zu deren übersichtlicher Anordnung eine neue Schrift gehört. Und das, dünkt uns, ist der Hauptmangel des Buches. Dagegen hat dasselbe der Vorzüge mehrere. Der Verf. kennt seinen Gegenstand vollständig und hat die neuesten Schriften über denselben zu seiner eigenen benutzt.

Empfohlene Zitierweise:
J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/367&oldid=- (Version vom 14.2.2021)