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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

Bedeutung.“ — „Auch die Verluste an Russland werden sich verschmerzen lassen, sobald das Gefühl der Neuheit verschwunden und das historische Faktum sich in seinen Folgen wird gerechtfertigt haben.“ Wie vereint der Verf. damit seine Schilderung des russischen Einflusses auf Polen, wie seine Behauptung: „ein Wunder wäre es, wenn dort (im Königreiche) etwas gediehe, wo man Preise auf die Köpfe derer setzt, die den Geschmack getroffen haben“? (S. 64). Der Verf. fordert eine „Emancipation von sich selbst, eine politische Reife, die vielleicht unter der, wenn auch drückenden, doch zugleich deckenden Hand der russischen Autokraten gedeiht, — und ferner Vertrauen zu Deutschland.“ Wie reimt sich damit sein Wort auf S. 5: „Deutschlands Gelehrte ziehen nicht nach Polen, der poetischen Ukraine und der sagenreichen Crimm, sondern nach Asien, Aegypten und zu den Eskimos“? Diese wenigen Andeutungen mögen genügen, dass der Verf. sich noch nicht durchgearbeitet hat.

 Zrcadlo: Bilder und Erzählungen u. s. w. von Zap. Zweites Heft. 176 S. Auch dieses Heft von dem bereits früher Seite 277 besprochenen Unternehmen verdient von allen Seiten anerkannt zu werden. Den Anfang dieses Bändchens bildet Nadeżdin’s Reise in Bessarabien, von welcher bereits im „Auslande“ einzelne Bruchstücke mitgetheilt wurden. Werthvoll durch die frische Auffassung und interessant, weil man jene Gegenden leider noch allzuwenig kennt, verdient dieser Artikel jedenfalls in einem solchen Buche seine Stelle. — Charakteristisch ist „des Rabbiners Rückkehr,“ ein Ereigniss aus dem Leben der Juden in Polen, von dem witzigen und scharfsinnigen anonymen John of Dycalp. Kürzer, aber nicht weniger interessant ist die Schilderung eines „Faktors“ aus Kraszewski’s Lebensbildern und Reisen; es ist das ein echtes Bild eines „Allesinallem.“ Auch die so vielfaches Aufsehen erregenden Mieszaniny von Bejla wurden benutzt; sie lieferten das Bild eines polnischen Schlachticen (Edelmanns). — Einen werthvollen Beitrag zur Charakteristik der Polen findet man in einem Artikel Dunin-Borkowski’s, worin er die Eigenschaft, über Alles sprechen zu wollen und zu können, gehörig durchnimmt. Die beiden Artikel von Kraszewski: „Der Dubnoer Jahrmarkt“ und „der Namenstag“ bilden den Schluss dieses Bändchens. Zu der Reisebeschreibung von Nadeżdin ist eine kleine Skizze von Bessarabien beigelegt. Im Ganzen müssen wir von diesem Bändchen dasselbe wiederholen, was wir bereits vom ersten gesagt. Die Sprache in der Bearbeitung ist rein und fliessend, frei von fremden Wendungen und Redensarten, nicht selten mit grossem Glück auch durch ihren Klang der slawischen Eigenthümlichkeit näher gestellt, als in den meisten belletristischen Schriften, welche gegenwärtig in Böhmen unter dem Einflusse der deutschen Literatur zu Stande kommen. Mit grossen Erwartungen sehen wir der Erscheinung des dritten Heftes entgegen, das nach sicheren Nachrichten auch Originalarbeiten von dem geehrten Herausgeber enthalten soll. Wohl Niemand dürfte geeigneter sein, über das slawische Leben im Osten uns schärfere und vollkommener ausgearbeitete Ansichten zu enthüllen, als Herr Zap, dessen Aufenthalt in Gallizien ihm die eigene Ansicht erleichtert.

 Mluwnice Česka: Böhmische Grammatik zum Besten der Schuljugend verfasst von J. B. Ziegler, Doktor, Konsistorialrath und Dechant. Chrudim 1842. 175 S. Eine auf allerhöchste Verordnung verfasste und als Schulbuch seit 1833 eingeführte Sprachlehre, welche durch die Zweckmässigkeit ihrer inneren Einrichtung, so wie durch Benutzung der neuesten Forschungen im Gebiete der böhmischen Sprachwissenschaft vor den übrigen östreichischen Schulbüchern sich vortheilhaft auszeichnet. Der Verf. hat vorzüglich die Dorfschullehrer vor Augen, weshalb er bei jedem Gegenstande die nothwendigen Definitionen und nähern Erklärungen beifügt. Interessant ist uns besonders der zweite Abschnitt:

Empfohlene Zitierweise:
J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/369&oldid=- (Version vom 14.2.2021)