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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

wie sie dadurch ihren Staat, dessen Einigung und Stärkung sie erstreben, in Zwietracht und Schwäche stürzen. Nr. 197. Das königliche Rescript über die gemischten Ehen in Ungarn, im lateinischen Original mit deutscher Uebersetzung. Die Magnatentafel bleibt konservativ. Die kroatischen Deputirten bleiben, nach ihren neuen Instruktionen, bei der lateinischen Sprache; aber der Ban und der Bischof von Agram sprechen wiederholt magyarisch. Nr. 198. Eine Vertheidigung des Lord Dudley Stuart und der Gesellschaft der Polenfreunde gegen die früher erwähnten Artikel. Nr. 200. Eine magyarische Bibliographie vom Jahre 1803 besprochen. Nr. 201. Ein Auszug ans dem Jahresbericht des russischen Ministeriums der Volksaufklärung, in welchem die Fortschritte der geistigen Bildung durch die schlagendsten Beweise, nämlich durch Zahlen und Fakten, dargestellt werden. Nr. 207. werden die Hauptanführer der Parteien am ungarischen Landtage kurz skizzirt, dann aber die Stellung und die ausserordentlichen Leistungen des Grafen Stephan Széchenyi dargestellt, dessen Charakter immer reiner und vortrefflicher sich darstellt, je weiter er in der Bekämpfung der radikalen Sturmschrittpartei fortschreitet. Nr. 209., Beil., wird die katholische Geistlichkeit im Grossherzogthum Posen gegen die Verdächtigung vertheidigt, als wolle sie den ganzen Unterricht des Volkes an sich reissen. Nr. 212., 213. u. 214. In der Beilage berichtet Herr M. Wagner über seine Reise auf den Ararat und den daselbst 1840 stattgefundenen Ausbruch eines vulkanischen Elementes. Nr. 219. Ueber den Kampf der Kroaten gegen das ihnen aufgedrungene Magyarenthum. Der Korrespondent beweist mit der grössten Evidenz, dass weder im allgemeinen noch in dem besonderen ungarischen Staatsrechte eine Begründung liege, aus welcher man nur im Entferntesten die Verpflichtung herleiten könne, dass die kroatischen Deputirten sich einer anderen Sprache bedienen sollten, als der, welche man seit Jahrhunderten an dem ungarischen Reichstage gesprochen habe. Auch gibt er deutlich genug die Gründe an, warum sich die Deputirten gegen das Magyarische stemmten. Aus dem „Antrieb der Selbsterhaltung,“ weil „die kränkende Absicht der ungarischen Stände klar am Tage liege, ihre alten Rechte zu schmälern.“ Auch sieht der Verf. (und wir mit ihm) kein anderes Mittel, die beleidigenden Ausfälle der beiden Parteien u. den Kampf, welcher störend und unheilbringend in allen Verhandlungen wirke, zu beendigen, als durch Einschreiten der Regierung. Aber „um so dringender erscheine die Nothwendigkeit einer Abhülfe für die in so traurige Lage versetzten Nebenländer, da sonst die in Fragen der Municipalität, Nationalität und Integrität gefassten Beschlüsse als ungültig betrachtet werden müssen.“ Und nachdem die am Landtage versammelten Stände Ungarns, statt die Rechte einer durch viele Jahrhunderte verbundenen Schwesternation zu beschützen, sie vielmehr selbst mit Füssen zu treten beschlossen haben, so bleibt der kroatisch-slawonischen Nation sonst nichts übrig, als bei dem königlichen Throne Sr. Majestät, von welchem allein sie mit kindlichem Vertrauen eine baldige Linderung des tiefgefühlten Schmerzes und wirkliche Abhülfe des gegenwärtigen Uebels zu erlangen hofft. Nr. 229 und 230. Eine Antwort von Stur gegen die oben erwähnte Replik v. Lukacs, worin Stur darthut, dass ihm Lukacs indirekter Weise wenigstens zugesteht, dass die Slawen geklagt haben, und setzt hinzu 1) dass sie ihre Klagen mit Thatsachen begründet; 2) gebe Lukacs zu, dass die Slawen einige Klagepunkte den Magyaren mitgetheilt. Den Einwurf seines Gegners, die Slawen Ungarns hätten keine politische Fähigkeit, führt Stur dahin zurück, dass sie die galoppirende Wuth der magyarischen Reform allerdings nicht theilen, aber wie ja die Instruktionen der kroatischen Komitate hinlänglich darthäten, für einen gemässigten Fortschritt, der freilich der Politik des Pesti Hirlap stagnirender Konservatismus scheinen mag, sich entschieden erklärt hätten, da jene Instruktionen theils für die Uebernahmen einer regelmässigen Steuer von Seiten des Adels oder wenigstens freiwilliger Beiträge lauteten. Ferner beschuldigt Stur seinen Gegner der Dreistigkeit, wenn er behaupte, die Slawen seien der angreifende Theil; es sei das an sich so evident und jede der in Leipzig erschienenen Brochüren zeige auf den ersten Blick, dass sie eine reine Vertheidigung enthalte. Dagegen seien die Schriften der Gegner, welche das Unrecht entschuldigten, beschönigten, Angriffsschriften, zu welchen auch der Aufsatz des Herrn v. Lukacs mit vollem Rechte zu rechnen sei. Die Anzahl dieser Broschüren sei nicht gross (nicht 30, wie Lukacs meint, sondern etwa 12), aber jede enthalte eine reiche Anzahl von Fakten zur Unterdrückungsgeschichte der slawischen Sprache in Ungarn, „ja die magyarischen Ultras selbst arbeiten fleissig an dem Sündenregister der Magyarisirung.“ Denn mit welchem Jubel wird es in den ungarischen Zeitungen angegeben: wo und wie in einer rein slawischen Gemeinde der magyarische Gottesdienst eingeführt, wie in diesen oder jenen rein slowakischen Dorfschulen magyarisch unterrichtet werde, welche Hoffnungen man hege, das Dorf in kurzer Zeit magyarisch zu sehen, welche Massregeln man bereits dazu getroffen habe, wie man es bedaure, das Wort Gottes noch in so vielen Gemeinden in dieser fremden Sprache predigen zu hören, wie diese Sprache in der Kirche lange noch nöthig sein werde u. s. w. Nicht nur einzelne Gemeinden, sondern ganze Bezirke, als: Gömmör, Kis-Honth, Neograd, Pesth, Hegyallya, Bekes, Bacs und jenseits der Donau die bereits

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/385&oldid=- (Version vom 14.2.2021)