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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

hat. Obwohl in Einzelnheiten zu ihrem Vortheile von der rügenschen verschieden, lehrt sie doch in der Hauptsache dasselbe, die Heiligkeit und Unverletzbarkeit des Gewässers. Sie steht Dlugossus hist. Polon. VII, ad ann. 1278, ed. Lips. 1711, 814 C, und lautet folgendermassen: apud cracoviensem dioecesim lacus quidam, et in longum et in latum notabili spatio porrectus, et infestatione daemonum, a piscatura et usu illius homines variis terroribus et impedimentis arcentium, infamis habebatur. Cum itaque eo anno hyems solito asperior provenisset, piscaturam lacus tentaturi viciniores quinque crucibus et sanctorum reliquiis atque vexillis assumptis lacum accedunt. Et laxatis retibus in capturam, prima quidem vice magna adnitentia et labore sagenam, velut gravidam, trahentes, tres tantummodo pisciculos percipiunt. Altera laxatione sagena in orbem contorta, contractaque, casso labore sudarunt. In tertia vero, quae et ipsa maximam ingerebat trahentibus fatigam, captum et extractum monstrum terribile apparuit, cuius oculi rubri, ignei et flamigeri cervix in caprarum caput desinebat. Quo visu universi, qui convenerant, ingenti pavore attoniti sunt, ut crucibus et vexillis relictis pallati et tremebundi, quo quemque sors ferret, diffugerint. Quorum nonnulli morbidis ulceribus fuere attacti. Monstrum autem terrore hominibus ingesto in aquam subtus glaciem desiliens, et per lacus amplitudinem, quasi pennigero volatu discurrens strepitum etiam et sonitum horribilem edebat. Es ist sehr bedauernswerth, dass Dlugoss den See nicht genannt und so gleich bestimmt auf den unstreitig mythisch wichtigen Ort hingewiesen hat. Ich habe bis jetzt vergebens nach dem See gesucht, und kann auch die Erzählung nicht weiter, als im Dlugoss und Cromer, welcher sie offenbar aus diesem entlehnte, verfolgen. Die Sage selbst ist gewiss von mythologischem Werthe, denn offenbar ist das ziegenköpfige Ungeheuer eine verunstaltete Götterfigur und die bösartige Krankheit, welche die Menschen überfällt, erscheint vollkommen als Strafe für das Wagniss, ein der Gottheit geheiligtes Gewässer zu entweihen.

(Wird fortgesetzt.)


2. Bibliographische Uebersicht der Sammlungen slawischer Volkslieder.
Von P. J. Schafarik.
(Schluss des Artikels von Seite 320.)
III. Südslawische Lieder.
A. Serbische.
a) Gedruckte.

 42) Ruhmesrede (razgowor ugodni) des slawischen Volkes von Andreas Kaczić Mioszić. Venedig 1756. 8. 396 S. Diese Ausgabe wurde einige Mal neu aufgelegt; die neueste von ihnen ist: Ruhmesrede des slowenischen Volkes von Andreas Kaczić, herausgegeben von V. J. Dunder. Wien 1836. 8. I. 416, II. 382.

 Kaczić schrieb im Geiste der Volkslieder. Einige Lieder in seiner Sammlung sind rein volksthümlich, und zwar: Von der Hochzeit des Sibinjanin Janko, S. 119 (Ausg. von 1801). Von Sekula und Mustajpasza und Dragoman S. 120. Von Jurisch Senjanin, S. 239; andere, wie z. B. das Lied von Radosław, einigermassen verändert. Auszüge aus Kaczić sind: Liederbuch von Kowaczewić, Ofen 1818. 8. (mit cyrillischer Schrift); das Leben des Djordje Kastriota Skenderbeg, von Popowić. Ofen 1828. 8. S. 75—127. Lateinische Uebersetzung: Descr.

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/419&oldid=- (Version vom 14.2.2021)