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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang

in den Kopf gesetzt, alle anderen Sprachen im Lande aus dem Buche des Lebens zu löschen, und wenn sie in neuster Zeit über die Fruchtlosigkeit ihres raschen Beginnens stutzig werden, so haben sie nunmehr beschlossen, minder gewaltsam, aber desto systematischer zu Werke zu gehen. Ja, der offen ausgesprochene Zweck ist die Nullification des deutschen, slawischen, wallachischen Idioms, und um ihn zu erreichen geht man gegenwärtig mit dem Plane um, den öffentlichen Unterricht allenthalben auf die Basis magyarischer Vorträge zu stellen.“ Und endlich: „Die Reaction ist vorhanden, mögen die Ultramagyaren wohl bedenken, dass die slawischen Interessen, welche sich bisher mit der blossen Nothwehr beholfen, den Schlüssel zur Aeolushöhle furchtbarer demokratischer Stürme in ihrem Busen verbergen.“ — Nro. 15. Der englische Spectator lässt sich über den posener Landtag folgendermassen aus: „Die Politik der polnischen Majorität scheint etwas Aehnlichkeit mit der französischen Majorität in Niedercanada vor dem Aufstande zu haben. Die Nationalität, an welche sie sich klammert, ist ein Traum. Polen und Lithauen sind unwiderruflich Russland einverleibt, und es ist ein eitles Bemühen, in dem kleinen Rest in Posen die Nationalität behaupten zu wollen. Ihre einzig mögliche Wahl ist: entweder dadurch, dass sie russisch werden, ihren slawischen Dialekt als Gerichtssprache beizubehalten, oder aber Bürger eines Staats zu bleiben, welcher bei allen seinen Mängeln dem russischen Reiche weit voraus ist und ihnen für die Zukunft eine weit sichere Aussicht auf materielle Wohlfahrt und geistige und sittliche Bildung eröffnet. Polen gehört der Vergangenheit an. Es ist etwas Erlaubtes, und es ist an den Polen in Posen rühmlich anzuerkennen, wenn sie das ritterliche Andenken ihrer Vorväter hegen und pflegen, wenn sie, da sie nicht anders wollen, ihre Sprache im Familienleben beibehalten. Das verträgt sich ganz gut damit, dass sie in bürgerlicher Beziehung ganz und gar Deutsche werden, so wie unsere schottischen Hochländer mit all ihrer Liebe zur Clansverfassung, ihrer Anhänglichkeit an die Häuptlinge und die gälische Sprache vortreffliche englische Bürger sind.“ Solche Politik steht den Engländern ganz gut an, aber ein deutscher Staat, dem geistiges Wohl seiner Unterthanen am Herzen liegt, wie Preussen, wird sie gewiss nicht adoptiren, weil er überzeugt ist, dass es keine erbärmlichere Nationalität geben kann, als die durch eine Mischung erzeugte. — Nro. 16. Klagen über die schlechten Handelsverhältnisse mit Russland. — Nro. 17 wird der russischen Regierung vorgeworfen, sie habe in der serbischen Angelegenheit nichts weiter gewollt, als den übrigen Mächten entgegen zu arbeiten; eine so sonderbare Zumuthung, über welche man sich des Lächelns gewiss nicht enthalten kann. — Nro. 21. Die öffentliche Meinung in Ungarn spricht sich amtlich mit der grössten Energie gegen Russland aus und fordert die östreichische Regierung bittend auf, das Wohl ihrer östlichen Provinzen in dieser Hinsicht sorgfältig im Auge zu behalten. Da solche Erklärungen besonders von den mit Serben bewohnten Comitaten ausgegangen, so sieht der Referent darin den klarsten Beweis, wie der so gefürchtete Panslawismus ein Phantom sei. — Nro. 27. Die Posener Landstände verschieben einen Antrag über die bürgerliche Gleichstellung der Juden, wegen Mangel an Zeit. Nachricht über ungarische Comitatsscandale. — Nro. 28 wird die Liberalität des ungarischen Adels als übertrieben, die magyarischen Spracharroganzen als höchst verderblich für das Land bezeichnet. Nro. 31 sucht Jemand die Parteien unter den emigrirten Polen in Frankreich zu charakterisiren, wobei er etwas unglücklich ausfällt. — Nro. 33. Aus Posen bespricht Jemand die Errichtung einer polnischen Universität daselbst, gegen welche er mannigfaltige Gründe anzuführen bestrebt ist. — Aus Constantinopel den Mächten über ihre Nachgiebigkeit bei der serbischen Frage ein schlechtes Compliment gemacht. — Nro. 34 und 36. Beilage. Auszüge aus Custines: Russland im Jahr 1839. — Nro. 35 werden die wilden Bewegungen in Ungarn und die Reform der dortigen Städte mit ziemlicher Parteilosigkeit besprochen. Ein Hofcanzleirescript verfügt nach Stuhlweissenburg: „Die Bürger sollen nach Massgabe

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J. P. Jordan: Jahrbücher für slawische Literatur, Kunst und Wissenschaft. Erster Jahrgang. Robert Binder, Leipzig 1843, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrb%C3%BCcher_f%C3%BCr_slawische_Literatur,_Kunst_und_Wissenschaft_1_(1843).pdf/443&oldid=- (Version vom 20.8.2021)