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H. Hirzel und H. Gretschel (Hrsg.): Dampfwagen und Dampfschiffe. In: Jahrbuch der Erfindungen und Fortschritte auf den Gebieten der Physik [...], S. 178–181

kommen wird. Geschieht dieses, so wird es keine Schwierigkeit machen, die jetzt zum Schleppdienst verwendeten Raddampfer in Rollendampfer umzuwandeln; neue Fahrzeuge aber wird man schwächer bauen, als die bisherigen Schlepper. Die geringeren Transportkosten, welche das neue System verursacht, dürften namentlich für den Versandt von Massengütern, welche keine hohen Transportkosten vertragen, wie Kohlen, von günstigem Einflusse sein.

Abgesehen von den eben erwähnten Rollendampfern hatten die bisherigen Dampfschiffe als Bewegungsmechanismen entweder Schaufelräder, oder Schrauben. Bei jenen ist der Stoß der Radschaufel gegen die Wassermasse, bei diesen dagegen der Druck, welchen die Flügel der rotirenden Schraube gegen das Wasser ausüben, die bewegende Kraft. In neuerer Zeit hat man nun noch versucht, eine dritte Wirkung des Wassers, die sogenannte Reaktion, zum Betriebe von Dampfschiffen zu verwenden. Es ist das diejenige Kraftäußerung, welche bisher vorzugsweise beim Segner'schen Wasserrade und bei gewissen Turbinenconstruktionen Anwendung fand und die im Grunde eine Folge des Druckes ist, der das in einem Gefäße befindliche Wasser auf die Wände des letzteren ausübt. Diese Kraftäußerung besteht darin, daß, wenn man aus dem unteren Theile eines mit Wasser gefüllten Gefäßes das Wasser durch eine Seitenöffnung ausströmen läßt, das Gefäß, sofern dieses möglich ist, sich nach der Seite bewegt, die der Richtung des ausströmenden Wassers gerade entgegengesetzt ist. Das Wasser nämlich drückt auf alle Theile in der Seitenwand des Gefäßes; wenn aber keine Seitenöffnung vorhanden ist, so heben sich alle diese Drücke auf, weil immer je zwei Theile der Seitenwand sich paarweise gegenüber liegen, welche gleichgroße Drücke in entgegengesetztem Sinne erleiden, die sich gegenseitig vernichten. Ist dagegen eine Oeffnung in der Seitenwand vorhanden, so strömt durch diese das Wasser ungehindert aus, dem Drucke auf den gegenüberliegenden, mit der Oeffnung gleichgroßen Theil der Seitenwand steht also kein Gegendruck entgegen und es muß also dieser Druck eine Bewegung in dem schon angegebenen Sinne erzeugen.

Diese Wirkung des Wassers hat man nun benutzt zur

Empfohlene Zitierweise:
H. Hirzel und H. Gretschel (Hrsg.): Dampfwagen und Dampfschiffe. In: Jahrbuch der Erfindungen und Fortschritte auf den Gebieten der Physik [...], S. 178–181. Quandt & Händel, Leipzig 1866, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrbuch_der_Erfindungen_und_Fortschritt_1866_S172-183.pdf/11&oldid=- (Version vom 1.8.2018)