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Jahrbuch der deutschen Radfahrer-Vereine mit Beiträgen hervorragender Fachschriftsteller und unter Mitwirkung der Vereine selbst

Fahrordnungen unserer Vereine das Rauchen ausdrücklich aus. Aber auch ohne solche Vorschrift und solchen äusseren Zwang kommt man bald dahinter, dass sich genussreiches Rauchen und kräftiges Fahren ungefähr ebenso gut miteinander vertragen, wie Feuer und Wasser. Auch ich verdanke die Befreiung von dieser Leidenschaft, der ich von jung an übermässig fröhnte, zum guten Theil meinem Rover, der mich bessere Genüsse kennen lehrte.

In den vorstehenden Ausführungen schwebte mir als Reisetag ein heisser Sommertag vor. Trotzdem findet sich keine Auskunft darüber, wie ich den Durst bekämpfe. Das ist bald nachgeholt. Meine ganze einfache Lebensweise bringt es so mit sich, dass mir der Durst, der mir anfänglich der ärgste Feind war, kaum noch etwas anhaben kann. Mit Vorliebe lasse ich mich von der brennenden Julisonne durchglühen, ohne dass ich mich zum Trinken gezwungen sehe. Den Durst beseitigen mir die mitgenommenen Früchte und nur selten fühle ich mich veranlasst von meinem Trinkbecher an irgend einer Quelle oder einem Brunnen Gebrauch zu machen. Im vorigen Jahre haben sich, beiläufig bemerkt, die Papierbecher, wie man deren für 10 Pfennig 2 Stück kauft, mir wenigstens als leicht, bequem und praktisch vollkommen bewährt. In das Wasser giesse ich etwas Citrononsaft. Hierdurch erreiche ich zweierlei: das so angesäuerte Wasser stillt den Durst gründlicher und nachhaltiger, es hält aber auch durch seinen Geschmack von dem Fehler des zu vielen Trinkens ab, das nur erschlaffend wirkt.

Ich stehe am Ende meiner anspruchslosen Plauderei: In der skizzirten Weise habe ich viele und zum Theil mehrwöchige Wanderfahrten unternommen zu jeder Jahreszeit, versteht sich mit sinngemässen Abänderungen, selbst in den Weihnachtsferien. Die von mir befolgte Lebensweise verlieh meinem Körper bisher eine feste Gesundheit, die aller Unbilden der Witterung spottet, und eine ausdauernde Kraft, die sich an der Ueberwindung von Hindernissen und an Strapazen erfreut. Trotzdem behaupte ich nicht, meine Lebensweise ist die einzig richtige oder die naturgemässe schlechthin


Rost entfernt „Blitzblank“ — Rost verhütet „Solin“.


Empfohlene Zitierweise:
: Jahrbuch der deutschen Radfahrer-Vereine mit Beiträgen hervorragender Fachschriftsteller und unter Mitwirkung der Vereine selbst. Verlag von Hugo & Herman Zeidler, Berlin 1897, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrbuch_der_deutschen_Radfahrer-Vereine_1897.pdf/60&oldid=- (Version vom 17.8.2017)