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Jahrbuch der deutschen Radfahrer-Vereine mit Beiträgen hervorragender Fachschriftsteller und unter Mitwirkung der Vereine selbst

Alt und Jung, Reich und Arm, Männer und Frauen mit gleicher Gewalt ergriffen hat: den Radfahrsport. Gesetzte Männer, die sonst mit grösster Vorsicht eine Treppe hinunterstiegen, behäbige und prinzipientreue Frauen, die sonst aufkommenden modernen Freiheitsbestrebungen nicht die geringste Konzession machten — sie schwingen sich mit gleicher Begeisterung auf ein leichtes, flinkes, nicht ungefährliches Vehikel, unterziehen sich ungewohnten Anstrengungen und Mühen und fühlen sich glücklich und zufrieden in der Ausübung dieses neuesten Sports, des Radelns.

Sie gehörten nun, verehrteste gnädige Frau, stets zu denjenigen — Sie gestatten es mir zu sagen — seltenen Vertreterinnen des schönen Geschlechts, welche mit vollkommenster Objektivität, mit ruhigster Ueberlegung und, unterstützt durch reiches Wissen, auch mit kritischem Blick jede neue Erscheinung prüfen und sich erst dann ein abschliessendes Urtheil bilden.

Zweifellos hat Sie nun auch das „Radfahren der Damen“ schon hin und wieder beschäftigt; Sie haben sich aber gestern Abend über dieses Thema sehr vorsichtig und zurückhaltend geäussert, sodass ich sofort vermuthete, dass ich mitten in die in Ihrem Innern hier über noch schwebenden Verhandlungen eingegriffen habe. Ich weiss nun nicht, ob eine genügende Majorität von Empfindungen und Gedanken bei Ihnen für den zur Debatte stehenden Gegenstand vorhanden sein wird, doch ich wünschte sehr, dass derselbe mit absoluter Majorität zur Annahme gelangte und dieser Erwägungverdanken Sie die heutige Epistel, denn ich hoffe, dass dieselbe nachhaltiger und eindrucksvoller auf Sie wirken wird, als das flüchtig hingeworfene Wort einer verplauderten Minute im poetischen Winkel Ihres traulichen Salons, in dessen Nachbarzimmer die Skatbrüder immer und immer wieder feierlichst die „allerletzte Runde“ proklamiren.

Sie hatten einen Einwand erhoben, welcher mir bei Beantwortung der vorliegenden Frage von grösster Bedeutung erscheint; er betraf die ästhetische Seite des Damenradfahrens.

Zugegeben, dass die zur Fortbewegung des Rades nothwendigen


Fahre Braun’s Dauerreifen.


Empfohlene Zitierweise:
: Jahrbuch der deutschen Radfahrer-Vereine mit Beiträgen hervorragender Fachschriftsteller und unter Mitwirkung der Vereine selbst. Verlag von Hugo & Herman Zeidler, Berlin 1897, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrbuch_der_deutschen_Radfahrer-Vereine_1897.pdf/63&oldid=- (Version vom 12.8.2018)