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Jahrbuch der deutschen Radfahrer-Vereine mit Beiträgen hervorragender Fachschriftsteller und unter Mitwirkung der Vereine selbst

Tretbewegungen an sich keine sehr schönen sind, sind diese letzteren durch die nun erfolgte Lösung der Toilettenfrage nicht überhaupt so gut wie unsichtbar? Das glatte englische, fussfreie Kleid verletzt das ästhetische Gefühl nicht im geringsten. Freilich wird es immer darauf ankommen, wie eine Dame auf dem Rade sitzt; selbst die graziöseste Dame kann durch schlechte Haltung auf dem Rade einen unschönen Eindruck erwecken. Darin muss ich Ihnen allerdings Recht geben, dass der Anblick einer mit Pluderhosen bekleideten, die Pedale tretenden Dame höchst unschön wirkt; doch ich glaube nicht zu irren, wenn ich behaupte, dass diese Mode sich recht bald überlebt haben wird. Die männliche Tracht der Frau wird immer nicht nur deren feinfühlende Geschlechtsgenossinnen, sondern auch die ästhetischen Männer abstossen, da sich diese des Eindruckes nicht erwehren können, dass das Weib mit dem Ablegen der äusserlichen Kennzeichnung ihrer Geschlechtszugehörigkeit auch etwas von dem Innerlichen, Seelischen von sich abstreift; nur ein rohes Gemüt könnte dies billigen. Ich meine daher, gnädige Frau, dass das Argument der Aesthetik gegen das Radfahren der Damen nicht stichhaltig ist; es lässt sich mit der Lösung der Toilettenfrage leicht widerlegen. Nehmen Sie sich doch nur einmal die Mühe, an einem schönen Frühlingstage den Ihrer Wohnung recht nahegelegenen Kurfürstendamm entlang zu gehen und beobachten Sie eine halbe Stunde hindurch die Haltung, die Toiletten und das allgemeine Gebahren der Radlerinnen; Sie werden dann finden, dass bei weitem der grösste Theil einen durchaus ästhetischen und sogar recht wohlgefälligen Eindruck macht; nun, sollten wir, weil einige Ausschreitungen Vorkommen, den schönen und gesunden Sport dem ganzen weiblichen Geschlecht verbieten?

Wenn Sie aber einmal selbst eine kleine Radlergesellschaft auf einer Tourenfahrt beobachtet hätten, dann wäre Ihnen sicherlich eines nicht entgangen: die liebenswürdige Bereitwilligkeit, mit der die jungen Leute bei kleinen Unfällen, bei Ermüdung u. s. w. den Damen zu Hülfe kommen; mit unermüdlichem Eifer widmen sie sich ihren Schutzbefohlenen, bessern kleine Maschinendefekte aus,


Rost entfernt „Blitzblank“ – Rost verhütet „Solin“.


Empfohlene Zitierweise:
: Jahrbuch der deutschen Radfahrer-Vereine mit Beiträgen hervorragender Fachschriftsteller und unter Mitwirkung der Vereine selbst. Verlag von Hugo & Herman Zeidler, Berlin 1897, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrbuch_der_deutschen_Radfahrer-Vereine_1897.pdf/64&oldid=- (Version vom 17.8.2017)