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Jahrbuch der deutschen Radfahrer-Vereine mit Beiträgen hervorragender Fachschriftsteller und unter Mitwirkung der Vereine selbst

holen Erfrischungen herbei, mit einem Wort: der Radfahrsport, besonders das gemeinsame Tourenfahren, erzieht zur Galanterie! Nicht mit Unrecht klagen unsere Damen über die abnehmende Ritterlichkeit der jungen Leute, die sich im gesellschaftlichen und öffentlichen Leben bemerkbar macht. Die Kneipe und der Scattisch sind die Stätten, an denen die Verrohung der jugendlichen Gemüther grossgezogen wird. Nun, der Radfahrsport ist ein vorzügliches Heilmitel dagegen. Wirkt die freie Natur schon an und für sich mildernd auf die Sitten der jungen Leute, so steigert das schnelle Vorwärtskommen das Bewusstsein der Kraft, es fördert die gute Laune, erzeugt Lustigkeit und Frohsinn. Eine Radlergesellschaft hat stets die Physiognomie einer fröhlichen Kinderschaar, etwas Natürlich-Lustiges, Ungezwungenes, und das verursacht nicht zuletztdie Theilnahme von Damen, die hier — wie immer — den veredelnden Einfluss ausüben.

Sollten diese Gründe für Sie aber nicht Veranlassung genug sein, — was ich übrigens nicht glaube — das Radfahrender Damen zu billigen, so werden Sie den hygienischen Werth desselben sicherlich nicht ignoriren können. Erzählt man sich doch in engeren Bekanntenkreisen von Ihnen, dass Sie als junge Braut zwei Semester hindurch hygienische Vorlesungen bei Dr. F..... gehört haben und habe ich es doch durch eigene Beobachtungen bestätigen können, dass der Gesundheitspflege in Ihrem Hause ausserordentlich viel Aufmerksamkeit zugewandt wird. Nun, dann werden Sie gewiss mit Interesse vernehmen, dass das Radfahren vom gynäkologischen Standpunkt durchaus zu empfehlen ist. Herr Dr. Floel in Koburg hat über diesen Punkt besondere Beobachtungen gemacht. Derselbe liess, wie ich der Deutschen med. Wochenschrift 48/96 entnehme, Fragebogen von Radfahrerinnen ausfüllen; aus den eingetroffenen Antworten schliesst er:

Das Radfahren ist als körperliche Bewegung für jede gesunde Frau nützlich, für viele leidende Frauen heilsam. Es ist eine Uebung im Freien, die den Körper kräftigt und gewandt macht und die Geistesgegenwart ausbildet; natürlich darf es nicht als unvernünftiger


Fahre Braun’s Dauerreifen.


Empfohlene Zitierweise:
: Jahrbuch der deutschen Radfahrer-Vereine mit Beiträgen hervorragender Fachschriftsteller und unter Mitwirkung der Vereine selbst. Verlag von Hugo & Herman Zeidler, Berlin 1897, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahrbuch_der_deutschen_Radfahrer-Vereine_1897.pdf/65&oldid=- (Version vom 12.8.2018)