Seite:Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft 097 002.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der eben erst einsetzenden psychologischen Sprachbetrachtung Ernst zu machen versuchte. Gleich darauf ging er als Stipendiat des archäologischen[WS 1] Institutes auf zwei Jahre nach Italien und legte hier den Grund zu seiner Kenntnis sowohl der Bibliotheken als auch der Monumente und der Topographie Roms, die er in Vorlesungen eingehend zu behandeln liebte. Wie alle alten Romfahrer hing er an dem päpstlichen Rom und plauderte gern von seinen Erlebnissen unter dem Zeichen der Tiara. Im Jahre 1873 erhielt er den Titel, zwei Jahre später die Stellung eines a. o. Professors; aber schon im Herbst 1875 wurde er als Ordinarius nach Rostock berufen und war hier fast sechs Jahre tätig; er fand in F. V. Fritzsche einen alten Hermannianer vor, und man rechnete es seinem diplomatischen Geschick hoch an, daß er mit diesem knorrigen Alten gut auskam. Im Frühjahr 1881 folgte er einem Rufe nach Kiel; hier hatte er in P. W. Forchhammer einen Holsteiner von altem Schrot und Korn neben sich, der im Leben wie in der Wissenschaft eigensinnig seinen Weg ging und bis zuletzt – er wurde 93 Jahre alt – an seiner Wassermythologie festhielt. Mit dem gelehrten und scharfsinnigen, aber etwas trockenen F. Blass verband ihn die Liebe zum Griechischen; in den letzten Jahren knüpften sich angenehme Beziehungen zu I. Bruns, einem frischen aufstrebenden Gelehrten von großer persönlicher Liebenswürdigkeit. Da starb im Jahre 1889 Studemund, als er eben begonnen hatte, das philologische Studium an unserer Universität zu reformieren, und bald darauf erging an Förster der Ruf, sein Nachfolger zu werden. Er zauderte nicht, ihn anzunehmen: ihn lockten die Heimatsprovinz, der größere Wirkungskreis und die Beziehungen zu früheren Kollegen und Lehrern, unter denen namentlich M. Hertz eifrig für seine Berufung gewirkt harte. Er las hier von Anfang an neben philologischen Vorlesungen auch archäologische, und als A. Roßbach im Jahre 1898 starb, übernahm er auch die offizielle Vertretung der Archäologie, d. h. die doppelte Arbeitsleistung von der, die ein Professor zu leisten pflegt. Drei Jahrzehnte ist er hier tätig gewesen mit nur einer größeren Unterbrechung: im Winter 1895/96 unternahm er eine große Studienreise nach Italien und dem Orient, die ihn zuletzt bis nach Antiochia brachte, der Heimatsstadt des Sophisten Libanios, dem ein Teil seiner Lebensarbeit galt. Ich habe damals in Rom schöne Stunden mit ihm verlebt und denke namentlich mit vielem Vergnügen an einen Ausflug auf der Via Appia, die wir als rüstige Fußgänger bis hinter die Caecilia Metella begingen. Eine kürzere Reise nach England und Holland, z. T. durch die Herausgabe der Reiskebriefe veranlaßt, war im Jahre 1892 vorausgegangen. Viele Ehren häuften sich auf seinem Scheitel: er wurde Rektor und Dekan, er konnte seine Brust mit hohen Orden schmücken, seinen 70. Geburtstag und das goldene Doktorjubiläum unter lebhafter Teilnahme

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: archäoligischen
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Kroll: Richard Foerster (Nachruf). , Breslau 1919–1924, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahresbericht_der_Schlesischen_Gesellschaft_097_002.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)