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Johann Gottfried Scheibel: Ein Wort brüderlicher Belehrung über die lutherische Kirche und die unternommene Vereinigung derselben mit der reformirten Kirche zu einer einigen evangelischen Kirche. Für die lutherischen Gemeinen Breslaus 1830 abgefaßt

Uebertretungen sind nicht weniger zu rügen, als die von Rom nach den Briefen Pauli an beide, und hier kam augenscheinlich der oben erwähnte Irrthum und Unglaube von Irrlehrern in der korinthischen Gemeine des Apostels wieder auf; es entstand der innerste Keim des neuern Rationalismus. Hiernach also behaupteten Zwingli und Calvin besonders in der Abendmahls-Lehre: Es sei hier unmöglich, was gegen Vernunft und Natur sei; entgegneten gleich jenen Capernaiten: Wie kann uns dieser sein Fleisch zu essen geben? und behaupteten: Brod und Wein bedeuteten nur Leib und Blut des Herrn, oder es sei, wie Calvin meinte, eben weil der Geist des Menschen sich nur dazu erhebe, blos eine Seelenspeise, abermals nur bildlicher Ausdruck von Phantasie, wie bei Zwingli von Denken und Erinnerung. Daher meinten sie auch ferner: Christus sei ganz Mensch, wie wir, leugneten also die Folge der übernatürlichen Menschwerdung des Herrn auf die innere Natur seines ganz heiligen' Körpers, daß er, wie Paulus lehrt, der zweite Adam, der Herr vom Himmel ist. Und wie wichtig dieser Unglaube sei, lehrt der Apostel Johannes, 1. Br. cap. 4, 1. ff. „Ihr Lieben, sagt er, glaubet nicht einem jeglichen Geiste, sondern prüfet die Geister, ob sie von Gott sind. Denn es sind viel falsche Propheten ausgegangen in die Welt. Daran sollt ihr den Geist Gottes erkennen: Ein jeglicher Geist, der da bekennt, daß Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen, der ist von Gott. Und ein jeglicher Geist, der da nicht bekennt, daß Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen, der ist nicht von Gott. Und das ist der Geist des Widerchrists, von welchem ihr habt gehört, daß er kommen werde, und ist jetzt schon in der Welt. Zwingli, Calvin und ihre Kirche suchten also wenigstens

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Johann Gottfried Scheibel: Ein Wort brüderlicher Belehrung über die lutherische Kirche und die unternommene Vereinigung derselben mit der reformirten Kirche zu einer einigen evangelischen Kirche. Für die lutherischen Gemeinen Breslaus 1830 abgefaßt. Joh. Phil Raw, Nürnberg 1837, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Johann_Gottfried_Scheibel_-_Ein_Wort_br%C3%BCderlicher_Belehrung_%C3%BCber_die_lutherische_Kirche.pdf/19&oldid=- (Version vom 2.10.2016)