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Johann Gottfried Scheibel: Ein Wort brüderlicher Belehrung über die lutherische Kirche und die unternommene Vereinigung derselben mit der reformirten Kirche zu einer einigen evangelischen Kirche. Für die lutherischen Gemeinen Breslaus 1830 abgefaßt

täuschende Apostel der Gerechtigkeit von ehrlichen Lehrern zu unterscheiden. Wer möchte also richten können über die Einzelnen? so wenig als selbst über Tausende innerhalb der katholischen Kirche? Aber die reformirte Kirche und ihre Theologie ist, laut göttlicher heiliger Schrift, zu fliehen, wie gegen jene Irrlehrer in Korinth der Apostel so ernst warnet. So urtheilt selbst unsre Concordien-Formel nie über die einzelnen Menschen, wohl aber über die Lehren.

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 9. Als nun aber um dieselbe Zeit unser Luther auftrat, so war es sein einziger Zweck und seine tiefste Absicht, die reine biblische Lehre und Kirche wieder einzuführen. Er sah zuerst die Irrthümer der römischen Kirche ein, und lehrte von 1517 an wiederholentlich, daß der einzige Schatz frommen Verdienstes in der Kirche das hochheilige Verdienst Jesu Christi sei, die Rechtfertigung nur durch den Glauben komme, der Gottesdienst und alle äußeren guten Werke diese Rechtfertigung nicht erlangen können, wenn Gottes Wort und der Glaube nicht dabei sei, daß die Kirche kein weltlich Regiment noch Herrlichkeit, und ihr einiger Herr Jesus Christus sei. Auf gleiche Weise sah er auch seit 1525 die Irrthümer Zwingli’s und Calvins ein, enthüllte mit seiner großen Schriftkenntniß die Träumereien und falschen Schriftdeutungen beider, und lehrte fest bis an seinen Tod, (denn die beiden reformirten Theologen Bucer und Capito hatten ihn 1536 bei der sogenannten Wittenberger Concordie blos getäuscht, worüber er sich, als er es nachher wahrnahm, bitter gekränkt fühlte), daß Jesu Gottheit auf seine Menschheit, nach ihrer ewigen Allmacht, von seiner wunderbaren Menschwerdung an stets wesentlichen Einfluß habe, daher seine und unsere dereinstige Verklärung; daß demnach in, mit und unter dem gesegneten Brode und Weine des Herrn wahrer Leib und wahres Blut ausgetheilt werde, und so bezeugte dies auch die Augsburgische

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Johann Gottfried Scheibel: Ein Wort brüderlicher Belehrung über die lutherische Kirche und die unternommene Vereinigung derselben mit der reformirten Kirche zu einer einigen evangelischen Kirche. Für die lutherischen Gemeinen Breslaus 1830 abgefaßt. Joh. Phil Raw, Nürnberg 1837, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Johann_Gottfried_Scheibel_-_Ein_Wort_br%C3%BCderlicher_Belehrung_%C3%BCber_die_lutherische_Kirche.pdf/23&oldid=- (Version vom 9.10.2016)