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V.
Zur Erinnerung an Johann Karl Seidemann.
Von
Franz Schnorr von Carolsfeld.




     Bei dem Hinscheiden Johann Karl Seidemanns waren es zunächst nur wenige Freunde und Fachgenossen, in deren Kreise sich die Trauer um seinen Tod verbreitete und die Bedeutung seines Verlustes ganz und voll empfunden ward. Denn der Verstorbene war nicht ein Historiker, der, gleich ausgezeichnet als Geschichtschreiber wie als Forscher, ebensowohl die Anerkennung auch weiterer Kreise des gebildeten Publikums sich verdient als die Aufmerksamkeit mitstrebender Berufsgenossen auf sich gelenkt hätte; seine Lebensstellung war nicht von der Art gewesen, dass er Schule bildend hätte wirken und Nachfolger hinterlassen können, die seiner Lehre, seines Vorbildes im Augenblicke seines Abscheidens dankbar gedacht hätten; die geschichtlichen Arbeiten, welchen er seines Lebens Tage gewidmet hatte, waren endlich nicht solche gewesen, welche durch die universelle Bedeutung ihres Stoffes und den weiten Umfang der gelösten Aufgaben für längere oder kürzere Zeit das allgemeine Interesse auf sich hätten ziehen können. Vielmehr war es ein nach Raum und Zeit eng begrenztes Gebiet gewesen, auf welches sich seine hervorbringende Thätigkeit beinahe ausschliesslich beschränkt hatte; die Strenge und Gewissenhaftigkeit seiner Forschung hatte niemals einer Nachgiebigkeit gegen

Empfohlene Zitierweise:
Franz Schnorr von Carolsfeld: Zur Erinnerung an Johann Karl Seidemann, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte und Alterthumskunde. Wilhelm Baensch Verlagshandlung, Dresden 1880, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Johann_Karl_Seidemann.pdf/1&oldid=- (Version vom 1.8.2018)