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in ein fremdes Nest, kostes es ihr nicht selten das Leben. Am allerwenigsten kann es der Täuber leiden, wenn ein anderer sich seiner Taube nähert, lange und grausame Fehden treten hierüber ein, und wild und traurig irret der Ueberwundene, bis er wieder Gegenliebe findet; verläßt aus Liebe oft Heimath, oder geht auf Verführung aus, und bringt ein Weibchen nach Hause. Durch schweren Krieg realisirt manches Paar für Begattung, oft kostet die dem Tauber Blut; hingegen läßt sich dann die Taube von keinem, als ihrem Täuber treten, der Täuber aber tritt jede Taube, die ihm es erlaubt.

Die Tauben haben große Liebe zu ihren Jungen, dauert aber nicht länger, als bis sie wieder Junge bekommen; die vorletzten Jungen werden dann, wie fremde behandelt.

Fast alle Thiere vertragen sich mit Thieren ihres Gleichen aus einem und demselben Stalle besser, als die Tauben; denn diese leben in einem immerwährenden Neide, und Paar gegen Paar hält im Schlage strengste Gränzscheide. Tauben, die im Schlage noch kein Bürgerrecht haben, werden sehr schwer, und befiehlt es auch der Taubeneigenthümer durch Ein- und Zusammensperren,