Seite:Johannes Deinzer - Wilhelm Löhes Leben und Wirken.pdf/4

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 Ehe ich Sie nun auf den Schauplatz der Wirksamkeit Löhes auf dem Gebiet der inneren Mission und Diakonie führe, schicke ich, Ihrem Wunsche gemäß, einen kurzen Abriß seines äußeren Lebensgangs voraus.

 Löhe war geboren am 21. Februar 1808 in der damals noch ziemlich unbedeutenden Kleinstadt Fürth als der Sohn einer geachteten Bürgerfamilie. Der Vater, Kaufmann und Munizipalrath in Fürth, ein in seiner Vaterstadt hochangesehener Mann, starb bereits im Jahr 1816. Den bedeutendsten Einfluß auf sein geistiges und sittliches Werden und Wachstum übte die Mutter aus, eine verständige und fromme Frau, vor der Löhe, auch als er längst zum Manne geworden war, je und je in Ehrfurcht und Hochachtung sich neigte. Nachdem er die Schulen seiner Vaterstadt absolviert hatte, wurde er Schüler des hiesigen Gymnasiums. Hier hatte er das Glück Rektor Roth zum Lehrer und Erzieher zu bekommen, einen Mann, der ihm zeitlebens Gegenstand der Verehrung und Vorbild war, der ihm, wie er selber sagte, ein Johannes der Täufer wurde, der ihn für Christum vorbereitete. In Erlangen und Berlin studierte er Theologie. Während die Vorlesungen der übrigen wesentlich auf rationalistischem Standpunkt stehenden Erlanger Professoren „für seine unruhige und dürstende Seele wie heißer Sand“ waren, wurde der fromme, der reformierten Kirche angehörige Professor Krafft für ihn ein Lehrer zum Himmelreich. Nachdem Löhe seine Universitätsstudien beendet hatte, begann für ihn eine Zeit geistlicher Wanderschaft, in welcher er an nicht weniger als acht Gemeinden als Vikar und Verweser wirkte, überall unvergänglichen Samen ausstreuend und die Herzen mächtig zu Buße und Glauben erweckend. Die Gemeinde in Kirchenlamitz, an welcher er über 2 Jahre wirkte, war seine erste Liebe; er selbst hat die dort zugebrachte Zeit die Hochzeit seines Lebens genannt. Auch Nürnberg ist vom Juni 1834 bis März 1835 eine Stätte seiner Wirksamkeit gewesen, und auch hier erwiesen sich seine geistesgewaltigen Predigten von mächtiger Anziehungskraft. Männer wie der ehrwürdige Bürgermeister Merkel und Rektor Roth lauschten den Worten des jungen Verwesers als regelmäßige Teilnehmer an den Bibelstunden, die Löhe Sonntag Morgens um 6 Uhr in einer Kapelle der Aegydienkirche hielt.

 Einige Jahre nachher erhielt Löhe die Pfarrei Neuendettelsau. Die Gemeinde hatte sich ihn von dem damaligen Patron, Freiherrn v. Eyb erbeten, und die nach Eichstädt abgegangene Deputation war bereit zur Unterstützung ihrer Bitte vor dem Gutsherrn einen Fußfall zu thun, eine Huldigung, welche sich dieser jedoch verbat. Übrigens gewährte er der