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Gemeinde ihren Wunsch, und so wurde Löhe am 26. August 1837 als Pfarrer von Neuendettelsau installiert, nachdem er kurz vorher mit Jungfrau Helene Andreä aus Frankfurt getraut worden war. Leider währte diese überaus glückliche Ehe nur 6 Jahre; bereits am 24. November 1843 wurde ihm die geliebte Lebensgefährtin durch den Tod entrissen. Von da an hat Löhe fast 30 Jahre lang ein einsames Leben geführt, das von Kreuz aller Art reichlich heimgesucht war, also daß er es selbst oft im Anklang an 1 Mose 5, 29 ein „getröstetes Elend“ nannte. Aber wenn ihm auch seitdem nicht mehr viel Freuden der Erde blühten, so ist ihm doch sonderlich von dieser Zeit an ein mächtiges Gedeihen und Gelingen seiner schaffenden Thätigkeit im Dienst des Reiches Gottes gegeben worden, wie es Wenigen beschieden ist. Zur Betrachtung derselben wenden wir uns nun.

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 Als seine wichtigste Thätigkeit auf dem Gebiet der inneren Mission ist seine Liebesarbeit für Nordamerika zu bezeichnen, d. h. seine Fürsorge für die nach Amerika ausgewanderten Volks- und Glaubensgenossen, die in den Wäldern und Prairien Amerikas zu hunderttausenden zerstreut giengen wie die Schafe, die keinen Hirten haben. Wynekens Notruf, der vom Gestade des atlantischen Oceans herüber an die evangelische Christenheit Deutschlands die Bitte des mazedonischen Mannes ertönen ließ: „Komm herüber und hilf uns!“ hatte Löhes Seele gefaßt, und von da an wurde er der beredteste Anwalt und Fürbitter, ja der thatkräftigste Helfer der verlassenen Glaubensgenossen in Nordamerika. Ja man darf sagen: Löhe hat, nachdem er selbst von Wyneken angeregt war, der lutherischen Christenheit Deutschlands ihre Liebespflicht und Liebesschuld gegenüber ihren zerstreuten und geistlich verwahrlosten Kindern drüben in Amerika erst zum Bewußtsein gebracht; er hat ihr jenes Gotteswort, welches auch von da an das Losungswort der gesammten amerikanischen Missionsthätigkeit geworden ist, welches später auch die Gesellschaft für innere Mission in ihr Schild und Wappen genommen hat, ins Gewissen gerufen: Lasset uns Gutes thun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen. Gal. 6, 10. Damals hat er das seitdem so oft wiederholte Wort gesprochen: es sei unnatürlich und thöricht, wenn man unter den Heiden mit Löffeln wieder einfassen wolle, was man in Amerika mit Schäffeln ausschütte (d. h. die verlassenen Glaubensgenossen in Amerika vergesse und der Bekehrung einzelner Seelen in der Heidenwelt nachjage); innere Mission sei so notwendig als die äußere und es sei auf beide jenes Wort des HErrn anzuwenden: „Dieses sollte man thun und jenes nicht lassen.“ Ja diesem Sinne ging er selbst an’s Werk und sandte im Jahre 1842 die