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Zeloten die Wahrheit gehörig gesagt zu haben. Er trat vor sie hin und geißelte mit scharfem Spott die überzeugungsvolle Klarheit der Beschuldigungen und zermalmte mit ein paar Streichen das ganze Lügenwerk der Anklage 339 Hierauf wandte er sich unmittelbar gegen seine Ankläger, nahm der Reihe nach alle ihre Gesetzlosigkeiten vor und schloss mit einem Weheruf über die allgemeine Zerrüttung. 340 Unterdessen lärmten die Zeloten und rasselten schon mit den Schwertern, ohne sie jedoch zu ziehen, da sie sich vorgenommen hatten, die äußere Form zu wahren und die Komödie des Gerichtes bis zum Ende zu spielen, und überdies auch die Richter auf die Probe stellen wollten, ob sie unter eigener Lebensgefahr noch der Gerechtigkeit eingedenk bleiben würden. 341 Die Siebzig gaben aber dem Angeklagten lauter freisprechende Stimmen und wollten lieber mit ihm sterben, als auch nur mit ihrem Namen seine Ermordung decken. 342 Auf den Freispruch hin erhoben die Zeloten ein großes Geschrei, und allgemein kehrte sich ihre Wuth gegen die Richter, die so wenig verständnisinnig auf die ihnen zugedachte falsche Rolle eingegangen waren. 343 Zwei der verwegensten dagegen fielen inmitten des Heiligthums über Zacharias her und durchbohrten ihn, während sie dem Zusammenbrechenden noch den Spott zuriefen: „Da hast du auch unsere Stimme und einen noch gründlicheren Freispruch!“ Dann schleuderten sie sofort den Todten vom Tempel in die unter ihm gelegene Schlucht. 344 Die Richter aber schlugen sie zum Spott mit den flachen Klingen ihrer Schwerter und stießen sie zu den äußeren Tempelthoren hinaus, ohne sich indes an ihrem Leben zu vergreifen, aus dem einzigen Grunde, damit sie in der Stadt herumlaufen und die neue Knechtschaft allen ja sicher ankündigen sollten.

345 (5.) Die Idumäer bereuten es jetzt schon, nach Jerusalem gekommen zu sein, und das dortige Treiben begann ihnen bereits zu widerstehen. 346 Da kam überdies einer von der Zelotenpartei zu einer vertraulichen Unterredung, bei der er den versammelten Idumäern zuerst ihre Verletzungen des Gesetzes überhaupt nachwies, die sie im Bunde mit ihren Schützlingen schon begangen, und ihnen dann über das schwere Unrecht, das der Hauptstadt geschehen, reinen Wein einschenkte: 347 „Ihr seid hiehergekommen,“ sprach er, „in der festesten Meinung, als ob die Hauptstadt von den Hohenpriestern an die Römer verrathen würde; ihr habt aber bislang nicht den kleinsten Beweis für einen solchen Verrath entdecken können: wohl aber dürftet ihr gefunden haben, dass gerade jene Leute, die da angeblich sich nur vor dem Verrathe zu schützen suchten, in Wirklichkeit als freche Feinde und Tyrannen der Stadt sich geberden. 348 Daran hättet ihr sie nun gleich

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/334&oldid=- (Version vom 1.8.2018)