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ihnen noch tiefer in die Seele, und sie erhoben ein durchdringendes Jammergeschrei: 203 „Das ist zuviel! Das ist zuviel!“ Wie nun aber jetzt auch Eleazar selbst sie inständig zu bitten anfieng, sie möchten ihn doch nicht eines so erbärmlichen Todes sterben lassen und den ferneren Widerstand gegen die Macht und das Glück der römischen Waffen, denen ja schon alles erlegen sei, aufgeben, um so auch das eigene Leben zu retten: 204 da brach unter solchen flehentlichen Worten von draußen und unter den stürmischen Bitten seiner ebenso weitreichenden, wie äußerst zahlreichen Verwandtschaft von drinnen ihre Fassung vollständig zusammen, und sie ließen sich ganz gegen ihren sonstigen Charakter vom Mitleid fortreißen. 205 Schleunig schickte man einige Unterhändler hinaus und bot den Römern die Auslieferung der Burg unter der Bedingung an, dass ihnen freier Abzug und die Mitnahme des Eleazar gestattet würde. 206 Bassus und seine Römer giengen auf diese Vorschläge ein. Als die Einwohner der Unterstadt von diesem nur für die Juden geltenden Uebereinkommen Kunde erhielten, entschlossen sie sich, bei der Nacht heimlich aus der Stadt zu fliehen. 207 Kaum aber hatten sie die Thore aufgemacht, als dem Bassus auch schon die geplante Flucht von denen, die mit ihm den Vertrag geschlossen hatten, verrathen ward, sei es nun, dass man den übrigen wirklich die Rettung nicht gönnen mochte, oder auch für ihr Entweichen verantwortlich gemacht zu werden fürchtete. 208 So geschah es nun, dass nur die muthigsten Männer aus dem flüchtigen Volke sich noch bei Zeiten durchschlagen und entrinnen konnten, während von den übrigen, die in die Stadt eingeschlossen worden, 1700 Männer niedergemetzelt, die Frauen und Kinder aber als Menschenware verkauft wurden. 209 Dagegen hielt es Bassus für seine Pflicht, das den Juden für die Uebergabe der Festung gegebene Wort genau zu halten: sie konnten thatsächlich unbehelligt abziehen und bekamen auch ihren Eleazar heraus.

210 (5.) Nachdem Bassus diese Aufgabe gelöst hatte, marschierte er in aller Eile mit seinem Heere gegen den sogenannten Wald von Jardes, woselbst nach einer ihm zugekommenen Meldung eine Menge Flüchtlinge aus den früher belagerten Städten, Jerusalem und Machärus insbesondere, sich angesammelt haben sollte. 211 Als er, an Ort und Stelle angelangt, sich von der Richtigkeit dieser Meldung überzeugt hatte, ließ er zunächst den ganzen Waldgrund durch seine Reiter einschließen, um jenen Juden, die einen Durchbruch wagen sollten, mit der Reiterei den Weg zu verlegen: das Fußvolk dagegen bekam den Befehl, die ganze Waldung, in der sich die Flüchtlinge versteckt hatten, zu fällen. 212 Dadurch wurden die Juden in die Nothwendigkeit versetzt, sich zu einer heldenmüthigen That aufzuraffen, um sich durch einen Verzweiflungs-

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Flavius Josephus: Jüdischer Krieg. Linz: Quirin Haslingers Verlag, 1901, Seite 514. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JosephusBellumGermanKohout.djvu/514&oldid=- (Version vom 1.8.2018)