Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 008.png

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Eifer und daraus entspringendem Gelingen sich meine Schwester Lotte gestellt hatte, um unsrer Mutter ein ruhiges, müheloses Alter zu bereiten.

Die vielen Kühe, die Pferde, all’ das befiederte Gethiere um uns her, besonders der Storch, der seit undenklichen Jahren nie versäumte, das ihm wohlbekannte Nest auf dem Giebel der Scheune zur rechten Zeit zu beziehen, wie liebte ich, wie freute mich das Alles! Und das Ballet am ersten recht warmen Maitage, wenn die jungen im Spätjahre und Winter gebornen Thiere aus den dunkeln Ställen, in welchen sie bis dahin gelebt, zum Erstenmal in den sonnenhellen Hof getrieben wurden! Die dummen täppischen Kälber, die, vom nie gesehenen Sonnenschein geblendet, mit den breiten Köpfen gegen Thüren und Mauer krachend anrannten, die tollen lustigen Sprünge der zottigen Füllen, die wie betrunken einhertaumelten, das Freudengeschrei und Gelächter der Knechte und Mägde, die in Thüren und Winkel sich duckten, um sich vor den Freudenbezeigungen ihrer emancipirten Zöglinge sicher zu stellen; kein noch so gewandter Grotesk-Tänzer hat jemals so mich belustigt.

Aber Stutthof, wie Alles in dieser Welt, hatte auch seine Kehrseite, und diese erschien mir dunkel

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_008.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)