Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 031.png

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erwehren, aber der Eigner und Erfinder dieser sonderbaren Schöpfung hatte eine so rein kindliche Freude daran, er selbst war in seinem Gebiet so unablässig für das Vergnügen anderer ihm völlig unbekannter Leute bemüht, daß es barbarisch gewesen wäre, durch herben Tadel ihm sein eignes zu verderben.

Eine einzige alte Allee zu schwindelnder Höhe emporgewachsener geschorener Buchenhecken, deren Gleichen ich nie gesehen, zeichnet diesen Garten vor allen ihm ähnlichen aus; das grandioseste Rokoko, das sich erdenken läßt. Möge jetzt, wo Kloster Oliva durch den Tod seines letzten Mönchs verödet ist, der gute Genius des Ortes Wind und Frost davon abwehren, und nie dulden, daß eine mörderische Axt vernichtend ihm nahe.

Im schönsten Verhältniß ihrer Breite, zu der erstaunenswürdigen Höhe ihrer grünen Laubwände, durchschneidet diese Allee, von der Gartenfronte des Schlosses an, nicht nur die Länge des Gartens, sondern reicht noch wenigstens eine Stunde über denselben hinaus, bis dicht an das ferne Gestade der Ostsee, deren tiefblaue Wogen sie begrenzen. So scheint es wenigstens dem durch optische Kunst getäuschten Auge, und diese Täuschung schwindet nicht, bis man

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_031.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)