Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 035.png

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war den ganzen Tag nur von dem schönen freundlichen Herrn die Rede, und wer unter den Bürgern sich nahe genug an seinen Wagen gedrängt hatte, um wähnen zu können, daß der Gruß der Majestät ihm besonders gegolten, hörte nicht auf, diesen merkwürdigen Glücksfall zu preisen.

Ich selbst war an jenem Tage mit dem Empfange meiner Freunde und Bekannten in Oliva beschäftigt, die es vorzogen, den König dort vorüberfahren zu sehen und ihm später vielleicht noch einmal auf einem Spaziergange im bischöflichen Garten zu begegnen. Sehr glaubwürdige Männer als Augenzeugen behaupteten indessen, Friedrich Wilhelms II. Anblick habe so durchaus berauschend die Geister aufgeregt, daß es dem Könige möglich gewesen sein würde, vom Volke selbst in die, nach fast zwanzigjährigem Widerstande ihm freiwillig huldigende alte Hansestadt sich triumphirend einführen zu lassen, hätte er, mit Mirabeau’s Redekunst begabt, die Gunst des Augenblicks geschickt zu benutzen gewußt.

Wie aber am folgenden Tage, nach ausgeschlafenem Rausche, das Erwachen aus demselben sich möchte gestaltet haben, das freilich ist eine der Fragen, die am besten unerörtert bleiben.

Soviel bleibt indessen gewiß, wäre den Gesalbten

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_035.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)