Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 049.png

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der Kurfürstin sollen, wie man mich versicherte, modern und schön eingerichtet sein. Ich konnte sie aber nicht zu sehen bekommen, weil man darinnen einige Veränderungen mit den Tapeten vornahm; die Kurfürstin ist nämlich auf einer Reise nach Berlin begriffen.

Zuerst ward ich in die reiche Hofkapelle geführt. Sie wird nur einige Mal des Jahres zu einer stillen Messe gebraucht, welche dort, alten Vermächtnissen zufolge, gehalten werden muß. Alles glänzt hier von Gold, Silber und Edelsteinen aller Art. Prächtiger, geschmackloser, unnützer läßt sich kaum etwas denken, als diese kleine Kapelle; die Verzierung der Wände ist noch das Einzige, was wirklich Kunstwerth hat; sie sind von oben bis unten mit Mosaik belegt, ein paar Stücke darunter von Florentiner Arbeit sind der schönen täuschenden Perspektive wegen sehr bemerkenswerth. Der Altar ist, wie man sich leicht denken kann, mit prächtigem Geräthe, Monstranzen, Leuchtern, Alles strahlend von kostbaren Perlen und Steinen, überladen. Die höchste Pracht aber wird in vier oder fünf Schränken mit herrlich geschliffenen Scheiben von Krystall bewahrt; hier stehen unzählige Knochenüberreste, heilige Reliquien mit Diamanten, Perlen, Edelsteinen von allen

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_049.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)