Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 056.png

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hohen Reiz; Anmuthigeres läßt sich nichts denken als diese fast nackte Gestalt: das holde Gesicht erräth man kaum, das weit herabwallende Haar, und die Hand, in welcher das herrliche Köpfchen ruht, verdecken es fast ganz. Es ist die Krone aller Gemälde, die der Kurfürst besitzt.

Unter manchem alterthümlichen Hausgeräth fielen mir einige sehr große Schüsseln auf, dem Ansehen nach von Glas, sie gaben einen prächtigen Ton an, wenn man darauf schlug. Sie sollen von geschmolzenem Bergkrystall sein, und zwar war es ein alter Neapolitaner, der diese jetzt verlorne Kunst besaß; er nahm sie mit ins Grab, denn er wollte sie keinem seiner Söhne, deren er fünf besaß, entdecken, weil er mit ihnen allen unzufrieden war. Der fürstliche Kapellmeister hat einmal ein höchst originelles Konzert auf diesen Schüsseln und Tellern gespielt.

Ein anderer Garten-Pavillon, die Pagodenburg, ist ziemlich unbedeutend. Dasselbe gilt vom Badehaus, das, keineswegs im Geschmack der prächtigen Bäder von St. Cloud oder Hessen-Cassel, sehr veraltet erscheint, und auch nicht mehr gebraucht wird. Die Badewanne ist eigentlich ein ziemlich großer Salon, in dem man gar wohl ertrinken könnte, wenn er voll Wasser ist. Die alten Kurfürsten müssen

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_056.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)