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vorgeschwebt, so wäre sie uns vielleicht entzückend schön vorgekommen. Fröhlichen Sinnes rollten wir auf wohlgebahnten Wegen über Berg und Thal, zwischen Wald, Wiesen und Getreidefeldern hin, mußten, weil wir etwas spät von München ausgefahren waren, in Ampfing unser Nachtquartier nehmen, und erreichten am folgenden Tage Braunau, die erste östreichische Grenzstadt, an deren Wällen die hier sehr breite Salza, welche die Grenzscheide zwischen Bayern und Oestreich bildet, reißend schnell vorüberströmt.

Die Sonne stand noch ziemlich hoch, der Tag war drückend schwül gewesen, wir hofften in der erquickenden Abendkühle noch ein paar Stationen zurücklegen zu können, und es war uns daher keineswegs angenehm, als der Postillon vor dem Mauthhause anfuhr; wir waren indessen überzeugt, keine Contrebande bei uns zu führen, und trösteten uns über den nicht zu vermeidenden Aufenthalt mit der Hoffnung, vermittelst einiger Gulden die Herren Zöllner zur schnellen Verwaltung ihres angenehmen Geschäfts bewegen zu können und ohne gar zu großen Zeitverlust wieder aus ihren Händen zu entkommen.

Zu allererst wurde unser Reisepaß von uns gefordert;

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_062.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)