Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 071.png

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endlich wie auf Windesflügeln aus dem verhaßten Thore hinaus.

Unser Weg führte uns durch ein höchst anmuthiges von schönen Hügeln unterbrochenes Land. Prächtige, auf den Fruchtfeldern recht malerisch vertheilte Baumgruppen gaben ihm die größte Aehnlichkeit mit den großen englischen Parks; das fröhliche Leben der Heuernte umwogte uns von allen Seiten, die herrlichsten Aussichten boten sich, wenn wir die grünen waldbewachsenen Hügel hinunterrollten, und wir, des leidigen Zwanges endlich frei, waren in der rechten Stimmung, um das Alles mit heiterem Gemüthe aufzufassen und zu empfinden.

Unser kleiner Vorrath von Geduld war indessen in Braunau rein aufgezehrt, die Sehnsucht, die große Kaiserstadt, um die wir so Vieles ertragen, endlich zu erblicken, trieb uns, unerachtet der schönen Gegenden, die dadurch uns verloren gingen, die Nacht durchzufahren, und ich mußte diese Abweichung von der gewohnten Regel mit der fürchterlichsten Migräne bezahlen, die ich jemals empfunden. Die in seltener Pracht und Herrlichkeit aufgehende Sonne fand mich in einem mitleidenswürdigen Zustande. Ich weiß nur, daß beim Durchfahren die Stadt Linz, wo wir, und nachher in noch ein paar andern kleinen

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_071.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)