Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 109.png

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Teutschbrod, das erste böhmische Städtchen, durch welches wir kamen, sah, als solches betrachtet, ganz erträglich aus, aber wir sehnten uns recht herzlich, endlich dieses unwirthbare Land hinter uns zu wissen, und fuhren weiter, ohne ein kleines Gewitter zu beachten, das inzwischen aufgestiegen war. Die Nacht war warm und schön, der Regen hatte das Land erfrischt, welches indessen dieser Erfrischung bedurfte; der Vollmond schien hell und klar, nur zuweilen von vorüberfliegendem Gewölke umschleiert. Zum Erstenmal in meinem Leben erblickte ich einen vom Mondschein gebildeten Regenbogen. Völlig farblos, einer Geistererscheinung ähnlich, wölbte sich der weiße glänzende Streif hoch über die dunkle Flur, und die schwarzen Tannen flüsterten schaudernd untereinander.

In einem Dorfe, das Jenikau heißt, wo wir um Mitternacht anlangten, fanden wir ein weit erträglicheres Nachtquartier, als das, in welches am vergangnen Abend in Budwitz der äußere Schein uns verlockt hatte. Wir ruhten einige Stunden, und traten dann unsre mühselige Fahrt wieder an. Bis jetzt waren wir noch immer auf der großen berühmten Chaussee, welche von Wien nach Prag führt, geblieben, und hatten sie schlecht genug befunden, bei

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_109.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)