Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 118.png

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der Arme endlich unter tiefen Seufzern, oft mit nassen Augen das nahm, was der Reiche für seine Arbeit, für seine mühselig durchwachten Nächte ihm geben wollte, um nur nicht mit ganz leeren Händen zu den Seinigen heimzukehren.

Muß das so sein? fragte ich unsre Landshuter Bekannten, und die Antwort fiel immer bejahend aus. Sie demonstrirten mir, daß ihr Handel ohne diese anscheinende Härte nicht bestehen könne, die mir übrigens des Ungewohnten wegen größer erscheine als sie eigentlich sei. Sie wiederholten mir den leidigen, nur zu oft schon gehörten Grundsatz, daß im Handel weder Freundschaft noch Mitleid gelte. Ich aber danke Gott, daß ich kein schlesischer Kauf- und Fabrikherr bin; ich würde schlechte Geschäfte machen, glaube ich.

Noch einmal mußte ich mich entschließen, die böhmische Grenze zu überschreiten, um der freundlichen Einladung eines unsrer Landshuter Freunde Folge zu leisten, der da behauptete, ich könne Landshut nicht verlassen, ohne Adersbach gesehen zu haben. Wir hatten wieder böhmische Landwege zu besiegen, deshalb war der mit zwei schönen muthigen Pferden bespannte, sehr elegante Char à banc, der mich abzuholen kam, das bequemste Fuhrwerk, um damit ohne

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_118.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)