Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 120.png

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Durch welche gewaltsame Revolution in der Natur dieses Wunder entstanden ist, wäre schwer zu ermitteln; mächtige Fluthen, die vor Jahrtausenden hier wütheten, haben vielleicht ein ganzes Gebirge weggespült und nur gleichsam das Gerippe davon stehen lassen, denn diese steinerne Welt erstreckte sich an drei Meilen in die Runde, über Berg und Thal. Daß Feuer hier nicht gewirkt haben kann, bezeugt die runde, gleichsam verwaschene Form der Felsengebilde; sie bestehen aus einer Art Sandstein, dessen Oberfläche ziemlich verwittert erscheint.

Die Mannichfaltigkeit der Formen, in der diese Erscheinung sich zeigt, ist unbeschreiblich, kein einziger dieser Steine ist dem andern gleich. Oft glaubt man Ruinen alter Schlösser oder verfallener Thürme zu erblicken, auch haben die Leute in der Umgegend nicht ermangelt, manchen einzelnen Stein mit dem Namen von Gegenständen zu bezeichnen, mit denen er eine entfernte Aehnlichkeit hat. So zeigte man mir zum Beispiel einen Mönch, ein giganteskes Lamm, eine Vase, eine Säule, sogar eine Brücke, die in einem Bogen von dem Gipfel eines dieser Felsen zu dem eines benachbarten hinüberreicht. Einer dieser Steine, den man den Zuckerhut getauft hat, steht auf sumpfigen Boden, ringsum mit Wasser

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_120.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)