Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 132.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Und immer schöner wird die Gegend, jemehr man der nur zwei Meilen entfernten Stadt Hirschberg sich nähert, immer mannichfaltiger der Wechsel zwischen Thal und Hügel, der Aussichten auf ein fruchtbar blühendes Land, die bei jeder Wendung des Weges in veränderter Gestalt sich zeigen. Das Thal ist sehr breit, die Schneekoppe, nebst dem höheren Gebirge, tritt in bläulige duftige Ferne zurück; wohin das Auge sich wendet, erblickt es große Dörfer, schöne Hügel, Baumgruppen, mit Weizen, Flachs und Korn bedeckte Felder, kleine Tannenwälder, und unübersehbar große, mit weißer Leinwand bedeckte Bleichen, die mitten im Sommer wie Schneefelder dem getäuschten Auge erscheinen und mit der grünenden blühenden Pracht ringsum auf das allerseltsamste kontrastiren. Dieses Land verbindet alle Anmuth einer wohlangebaueten Ebene mit der hohen ernsten Schönheit einer Gebirgsgegend; es wäre eines der schönsten in der Welt, wäre es nur nicht so ganz arm an Wasserpartien. Wer jemals an den schattigen Felsen umkränzten Ufern der großen Seen wandelte, welche der Schweiz und den schottischen Hochlanden jenen ernsten unbeschreiblichen Stempel der höchsten Schönheit aufdrücken, die Keiner vergißt, der sie einmal erblickte, wird dieses feierlich-stille

Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_132.png&oldid=- (Version vom 26.2.2020)