Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 138.png

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aber, wo man das reiche Land in einem Umkreise von mehreren Meilen überschaut, fühlt man es recht, wie weit schöner das Alles erscheinen müßte, wenn ein bedeutender Landsee oder ein großer schiffbarer Strom diese fruchtbaren Gefilde belebten. Zwar fließen die Bober und der Zacken durch das Thal, und tragen dazu bei, die Fruchtbarkeit der Fluren und Aecker zu erhöhen, doch sind beide Flüßchen zu klein und unbedeutend, als daß man auf der Bergeshöhe viel von ihnen gewahr werden könnte. Von der andern Seite des Kynast blickt man tief hinab in den senkrecht steilen Abgrund, in das heimliche, enge, grüne Thal an seinem Fuße, in welchem ein Dörfchen, so still, so friedlich, wie von der Außenwelt ganz abgeschieden, im schattigen Dunkel seiner Bäume liegt. Und gegenüber die schönen, ganz nahe erscheinenden Berge, mit ihren üppig grünen Matten und ihren prächtigen Tannenwäldern! Einige junge Leute, die eben oben waren, feuerten hier ihre Pistolen ab; bei jedem Schuße war es, als ob auf den nächsten Bergen die mächtigen Tannen krachend zusammen brächen und in dem entfernteren Gebirge hallte der Schall wie Donner erst laut, dann immer schwächer und schwächer lange noch nach.

Von der Schloßruine steht noch viel altes Gemäuer,

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_138.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)