Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 151.png

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ihm selbst errichteten Kaiserthron schwang, und nun da stand, fest und stolz und sicher wie ein Gott, ohne nur die Möglichkeit seines nahenden Unterganges sich zu denken. Aber ich will mich hier weder in politische Bemerkungen noch in Reflexionen über die Wandelbarkeit des Glückes verlieren, die bei solchen Anlässen sich Jedem ohnehin entgegendrängen, auch durch eine Beschreibung jener kolossalen Stadt, wie sie damals war und längst nicht mehr ist, will ich weder mir noch Andern Langeweile machen. Einzelne Gegenstände und Gestalten, wie Glück und Zufall sie mir entgegen führten, will ich mit leichten Strichen zu skizziren suchen, und da tritt mir gleich das freundliche Bild des guten, einst hoch gerühmten Mercier[WS 1] entgegen, dieser lebendigen Chronik von Paris, der damals mein fast beständiger Führer und Begleiter zu allem Merkwürdigen und Interessanten seiner Stadt war.

Mich dünkt, ich sehe ihn noch vor mir, den stattlichen Mann, von mittlerer Größe, den unerachtet seiner vier und sechzig Jahre eine gewisse graziöse Gewandtheit in Gang, Haltung und Bewegung noch nicht ganz verlassen hatte; in seinem altmodischen aber sehr sauber gehaltenen braunen Rock mit großen Perlmutterknöpfen, mit der ziemlich langen, mit einer gestickten bunten Blumenguirlande geschmückten

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Louis-Sébastien Mercier (* 6. Juni 1740; † 25. April 1814)
Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_151.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)