Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 174.png

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Alles auf das Vollkommenste ausgeführt, mit so täuschender Wahrheit dem Pinsel nachgebildet, daß es auch dem schärfsten Auge ganz in der Nähe fast unmöglich wird, diese Bilder, denn Gemälde darf ich sie doch nicht nennen, für das zu erkennen, was sie eigentlich sind.

Die pünktliche Treue, mit welcher hier auf ganz mechanischem Wege kopirt wird, sollte man bei der großen Kostspieligkeit der Erzeugnisse dieser Fabrik eigentlich nur auf die höchsten Meisterwerke der bildenden Kunst anwenden, die von ihnen an Dauerhaftigkeit unendlich übertroffen werden, damit wenigstens eine Idee von dem, was Jene gewesen, kommenden Jahrhunderten aufbewahrt werde.

Lange stand ich noch unten neben den Arbeitern und sah ihrem Verfahren beim Weben zu; aber was ich sah, blieb mir so unbegreiflich, als wäre Zauberei damit im Spiele. Der Webestuhl steht aufrecht, senkrecht steil aufgestellt vor dem Arbeiter, denn eine Art Webestuhl ist es doch, obgleich die Einrichtung desselben von der gewöhnlichen sehr verschieden ist. Die Fäden des Einschlags, von feiner weißer Wolle, vielleicht auch von Kameelgarn, sind wie gewöhnlich eingespannt, und die vorher durch Oelpapier sorgfältig nachgezeichneten Umrisse des zu kopirenden Gemäldes

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_174.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)