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Fingerchen waren in unaufhörlicher lebhafter Bewegung.

Unter den Knaben ging es schon etwas lustiger zu. Diese trieben nach Knabenart unter sich ihr Wesen, jagten herum, neckten, stritten sich und versöhnten sich wieder, und das Alles ohne auch nur einen Laut von sich zu geben; da sie nicht hören, so fühlten sie wahrscheinlich nicht wie andere Kinder das Bedürfniß zu jauchzen und sich auszuschreien. Der Diskurs unter ihnen wurde indessen nicht minder lebhaft und ununterbrochen geführt, als von den Mädchen, und auf die nämliche Weise. Oft sprachen drei und vier zugleich und verstanden sich dennoch recht gut; sie schienen den ihnen mangelnden Sinn und das Vermögen, reden zu können, gar nicht zu vermissen. Der Eindruck aber, den diese lautlose Stille bei so viel äußerer lebendiger Bewegung auf uns machte, läßt sich gar nicht beschreiben. Man meinte fast selbst taub geworden zu sein, indem man in dieses bewegte Treiben hineinblickte, ohne nur einen Ton des sonst nicht zu trennenden Lärmens so vieler Kinderstimmen zu hören.

Der Saal wurde geöffnet; kaum daß wir in der vorderen Reihe unsere Plätze eingenommen hatten,

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_179.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)