Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 180.png

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so war er auch dermaßen mit Zuschauern überfüllt, daß im eigentlichsten Sinne des Sprichworts kein Apfel mehr hätte zur Erde fallen können. Eine sehr wohlgekleidete Frau, welche ein auffallend schönes, ungefähr neun Jahre altes Mädchen an der Hand hielt, wurde auf den Platz neben mir geführt; sie schob das Kind zwischen uns Beide ein und bald entdeckte ich, daß auch dieses kleine, unbeschreiblich anmuthige Wesen zu der Zahl jener Unglücklichen gehöre, die hier unter der Leitung ihres edlen Lehrers erst zum wirklichen menschlichen Dasein erwachen.

Das Kind sowohl als seine Begleiterin schienen den höher gebildeten Ständen anzugehören. Noch hatte die Kleine in ihrem traurigen Zustande keinen andern Unterricht erhalten, als den die Liebe der Ihrigen für sie zu erfinden und ihr zu gewähren vermochte. Man hatte wahrscheinlich mit der Idee, sie Sikards Leitung anzuvertrauen, an diesem Morgen sie zum erstenmal hierhergeführt, um den Eindruck zu beobachten, den der Anblick und das Benehmen so vieler jungen Unglücksgefährten auf sie machen würde. Aber aus ihren großen dunkeln Augen blitzte so viel geistige Anlage, sie schien schon auf einer solchen Stufe von Bildung zu stehen, zeigte

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_180.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)