Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 186.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

viel Interessantes von ihm vernommen. Alle waren seines Lobes voll und fanden nicht Worte genug, um ihre Bewunderung seiner unbeschreiblichen Herzensgüte und seiner ausgezeichneten Geisteseigenschaften auszudrücken. Er ist von Natur sehr gesellig, und dabei fröhlichen heiteren Muthes, ohne eine Spur von Mißtrauen, das doch sonst den meisten Tauben das Leben verkümmert. Er ist in einigen Familien eingeführt, in deren Mitte er zuweilen die Abende zubringt als ein immer gern gesehener Gast, den Alle lieben und ehren. In einem dieser Häuser, das er vorzugsweise oft besuchte, kamen einige junge Leute einst auf den Einfall, ihn absichtlich zu erzürnen, um zu sehen, wie diese sanfte, heitere Natur sich dann zeigen würde. Die Conversation mit Massieu wurde in der Gesellschaft gewöhnlich vermittelst einer Schreibtafel geführt; seine übermüthigen jungen Freunde schrieben einige, das Andenken des Abbé L’Epée[WS 1] beleidigende Worte auf, seines ersten Lehrers und Wohlthäters, der seiner frühesten hülflosen Kindheit sich angenommen; aber sie mußten gar bald die Ausführung dieses Einfalls bereuen.

Sobald Massieu die frevelnden Worte gelesen, ging eine furchtbare Verwandlung mit ihm vor. Sein Haar sträubte sich sichtlich empor, sein dunkles

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Charles-Michel de l'Epée (* 25. November 1712; † 23. Dezember 1789)
Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_186.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)