Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 188.png

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oft viele Monate beobachten, ehe es ihnen gelingt, in der allmäligen Ausbildung der geistigen Anlagen dieser Bedauernswerthen allmälig fortzuschreiten, indem er in ihre Art von Pantomime eingeht, diese nachahmt, und so auf ihre eigene Weise ihnen deutlich zu werden sucht. Ist ihm dies einigermaßen gelungen, so geht er zum Unterricht mit Hülfe des Zeichenstifts über. Um uns die Art, wie dieses geschieht, recht anschaulich vorzustellen, zeigte Massieu den Kindern ein Messer, dann zeichnete er mit Kreide auf einer großen schwarzen Tafel die Kontour dieses Messers hin; die Kinder gaben zu verstehen, daß sie in dieser Zeichnung den Gegenstand, den sie vorstellte, recht wohl erkannten. Jetzt schrieb Massieu in die Mitte der Zeichnung das Wort couteau hin, ließ die Kinder es genau ansehen, löschte dann die Kontour aus, das geschriebene Wort blieb allein stehen, und diese Uebung wird so oft wiederholt, bis die Kinder gelernt haben, im geschriebenen Wort die Sache, die damit benannt wird, sogleich wieder zu erkennen. Auf diese Weise lernen sie die Benennung aller sichtbaren Gegenstände, die in ihren Bereich kommen, auf diese Weise lernen sie schreiben, lesen und denken; welch ein mühseliger Weg!

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_188.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)