Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 196.png

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zu Grunde gegangen, denn wie viele Familien in Frankreich sind in jener fürchterlichen Zeit spurlos verschwunden, von denen man nie wieder etwas gehört hat!

Sikard und Massieu haben sich unendliche Mühe mit dem unglücklichen Knaben gegeben, doch leider ohne allen Erfolg. Seine körperliche Kraft ist übermenschlich, aber kein Funke eines geistigen Daseins läßt sich in ihm erwecken; er ist und bleibt in einem thierähnlichen Zustande, der auf keine Weise sich vermenschlichen läßt. Der Zutritt zu ihm wurde uns, wie allen Anderen, versagt, auch muß sein Anblick beides, schrecklich und demüthigend zugleich, sein. Was ist der Mensch, wenn er fern von menschlicher Gesellschaft sich selbst überlassen bleibt! Wie tief steht der Neugeborne in seinem natürlichen Zustande unter dem Thiere, zu dessen Gebieter er sich hinaufschwingt!

Ich konnte mich von der Ueberzeugung nicht losmachen, daß Beide, Sikard und Massieu, zu dem Bedauernswürdigsten gezählt werden dürfen, was Paris damals umschloß. Welche Ausdauer, welche Geduld, welche Anstrengung ihrer moralischen und physischen Kraft gehörte nicht dazu, um auf dem

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_196.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)