Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 198.png

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scheinende Lösung dieses Räthsels mich versetzt, fühle ich den Begriff von unserem innern geistigen Wesen unendlich erhoben, das dieser Vervollkommnung fähig ist, ohne nur Sprache und Worte zu haben, die uns Anderen bei Allem, was wir erlernen, so mächtig forthelfen und unentbehrlich uns dünken.

Im Ganzen hatte der Anblick dieser Kinder mich sehr wehmüthig ergriffen, und doch auch wieder erfreulich, denn er bestärkte mich in meiner Ueberzeugung, daß wir von Natur Alle gut sind. Alle diese Kinder trugen den reinsten Ausdruck innerer Ruhe und treuherziger Gutmüthigkeit im Gesicht. Da war kein Zug zu erblicken, der Bosheit oder Tücke verrathen hätte. Und welch ein edles Wesen ist Massieu! Ach die Welt, das geschäftige Leben in ihr, in welchem Jeder nur dahin trachten muß, dem Andern den Rang abzulaufen, und was wir von Jugend auf sehen und hören, verderben uns; sonst wären wir Alle dankbar, mild und arglos wie diese Armen! –




Mehrere Monate später, bei einem Besuche des Erziehungsinstitutes des würdigen Pestalozzi[WS 1] in

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Johann Heinrich Pestalozzi (* 12. Januar 1746; † 17. Februar 1827)
Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_198.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)