Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 199.png

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Burgdorf, wenige Meilen hinter Bern, fühlte ich unvermuthet sehr lebhaft an den Abbé Sikard und seine Erziehungsmethode mich erinnert.

Es war eben Jahrmarkt in Burgdorf; in dem Gasthofe, in welchem wir abstiegen, fanden wir auf Treppen und Vorplätzen ein fast undurchdringliches Gewimmel lustiger halbbetrunkener Bauern und ihrer schreienden, schnatternden Liebchen; vom Saale her schallten die ohrzerreißenden Töne einer Tanzmusik, welche Todte hätte auferwecken können, und das Jauchzen und Stampfen der Tänzer uns entgegen. Das waren traurige Aussichten für uns, die wir hier die Nacht zuzubringen und mit dem Frühesten weiter zu fahren gedachten! Unsere Wirthin wußte uns indessen ein ziemlich ruhiges, abgelegenes Zimmer zu verschaffen, gab uns obendrein die tröstliche Versicherung, daß der Ball um zehn Uhr beendet sein werde, und wir, froh, dem Lärmen und Tosen zu entgehen, machten uns sogleich auf den Weg nach dem auf einer ziemlich steilen Anhöhe liegenden Schlosse, welches dem Pestalozzi, an den wir von Lausanne aus Empfehlungsbriefe mitbrachten, jetzt für sein Institut eingeräumt, und das ehemals die Wohnung des Amtmanns gewesen war.

Pestalozzi war eben spazieren gegangen, aber

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_199.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)