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Brife eher ankommt. Nun will ich Dir in der Kürze die Geschichte – –


Den 19. October.

Hier wurde ich gestern unterbrochen; wir leben noch in sehr unruhigen Tagen; ich werde auch diesen Brief nicht eher abschicken, bis ich gewiß weiß, daß er ankommt, denn ich möchte diese Geschichte nicht gern wieder zu erzählen haben. Ich schreibe Dir indeß mit jeder Gelegenheit ein paar unbedeutende Zeilen, in der Hoffnung, daß doch etwas davon ankommt; denn wirklich, Du mußt unsertwegen in Aengsten sein. Nun laß Dir erzählen; ich hole aber weit aus; auch ist mein Kopf noch gar nicht wieder recht beisammen; ich hoffe, das soll sich im Schreiben finden, Schreiben war von jeher ein calmant für mich. Wann ich Dir zuletzt schrieb, weiß ich nicht mehr; auch kann ich jetzt nicht zu meinem Schreibekasten kommen um nachzusehen; ich weiß, daß damals Alles hier voll Preußen und Sachsen war und Niemand die Nähe dieser schrecklichen Katastrophe ahnte. Guter Gott! hätte ich gewußt, was uns bevorstand, zu Fuße wäre ich fortgelaufen und hätte sehr übel daran gethan, denn jetzt ist’s überstanden und ich und die Meinigen sind gerettet.

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_212.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)