Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 213.png

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Mein Logis im Erbprinzen wurde durch die Menge Fürsten und Generäle, die dort logirten, sehr unbequem, ich eilte, meinen eigenen Heerd zu haben, und bezog den 8. October meine Zimmer, die ganz nach meinem Geschmacke eingerichtet waren, und in welchen ich nur noch für die Gardinen und dergl. zu sorgen hatte.

Den 28. September war ich angekommen, damals war die preußische Armee in der Nähe, aber noch nicht in der Stadt. Den 1. October zog sie hier durch nach Erfurt zu, wo man die Franzosen in der Nähe vermuthete, das dauerte bis zum 3ten oder 4ten etwa. Ich beschrieb Dir damals all den militairischen Pomp; Alles hoffte, Niemand konnte vermuthen, daß Thüringen der Schauplatz des Krieges bleiben würde. Den 3. October war eine eigene Bewegung in der Armee, Truppen, die unlängst durchgezogen waren, kamen zurück. In den folgenden Tagen kam Alles wieder von Erfurt; in und um unsere kleine Stadt war ein Heer von über 100,000 Mann Preußen und Sachsen. Die Soldaten waren mißmuthig über die unnützen, ermüdenden Märsche, die Landeseinwohner über die starke Einquartierung und daraus entspringende Theurung; man hoffte noch, aber ein düsterer Geist ging durch

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_213.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)