Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 220.png

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Langensalza nach Magdeburg oder Göttingen, diese Route wäre sicher. Ich beruhigte mich also weil ich mußte. Das Gewühl der abziehenden Truppen in der Stadt, die Abreise des Königs, alles das benahm mir allen Sinn für eigene Gefahr, die in der That Niemand so nahe glaubte. Gegen vier Uhr, da die Trommel seines Regiments schon zweimal gegangen war, kam Kalkreuth selbst. Er war sehr bewegt und zugleich voll der großen Ereignisse, die ihm bevorstanden. Er konnte mir nichts sagen, unser Abschied war wirklich erschütternd, da ging die Trommel zum dritten Male und er riß sich los. Mir that das Herz weh, den schönen alten Mann so hingehen zu sehen. Ich weiß noch nicht, was aus ihm geworden ist.

Dieser Abschied und der ganze Wirrwarr des Tages hatten meine Kräfte erschöpft, ich schickte Sophien[1] mit Adelen in die Komödie, wo eben Fanchon gegeben wurde, um allein zu sein. Ich lag ganz still auf meinem Sopha, die Todtenstille nach dem Lärmen aller dieser Tage war entsetzlich.

Um 7 Uhr hörte ich wieder Fahren und Lärmen in den Straßen. Nun wurde es mir im Hause zu enge; ich ließ mich von Duguet zu Riedel’s bringen,


  1. Duguet’s Frau.
Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_220.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)