Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 222.png

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ich weiß es von Augenzeugen – stand vor einem Wachtfeuer und wärmte sich und fragte immer, ob man die Preußen nicht sähe. Da sah man sie auf der Höhe blinken. Die wüthenden Franzosen klimmten die steilen Felsen hinan. Der Sieg blieb eine Weile unentschieden, aber alle Augenblicke stießen frische Truppen zur französischen Armee. Die Preußen kämpften wie Löwen, aber die Uebermacht war zu groß, sie wurden aus ihrer vortheilhaften Position, die auch wohl nicht genug benutzt wurde, vertrieben und den Erfolg weißt Du. Ich erfuhr erst gegen 9 Uhr von Demoiselle Conta, die bei uns im Hause ist, daß man kanoniren höre und eine nahe Schlacht vermuthe. Nun rief ich Sophien, mein Schmuck ward in mein Corsett genähet, das ich anzog; ich hatte mir Tags vorher von einem hiesigen Kaufmanne 50 Louisd’or in Silber gegen eine Wechsel geben lassen, um mein Gold zu schonen, denn es war keins mehr in der Stadt zu haben. Ich hatte noch über 100 Louisd’or in Gold, die in eine Art Gürtel genäht waren, den Sophie auf den bloßen Leib band. Mein Silberzeug hatte ich schon gepackt; dies, die Wäsche und was ich sonst der Mühe werth hielt und fortnehmen durfte, ohne das Haus ganz zu entblößen und Verdacht zu erregen, wurde in eine

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_222.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)