Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 228.png

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ihre Angst. So saßen wir; da schwiegen die Kanonen, aber nun hörten wir in den Straßen ein fürchterliches Musketenfeuer, einen dumpfen Lärm vom Markte her, und das Trappeln der fliehenden Preußen durch die Straßen. Jetzt wieder einige Minuten die fürchterliche Stille des Erwartens, da trat Conta’s jüngerer Bruder mit der Nachricht herein, sie wären da, er hätte die Generäle vor dem Schlosse absteigen sehen, sie sähen gar prächtig aus, voll Gold und Silber. Auf dem Markte lägen viele todte Preußen und Franzosen, übrigens verkauften sie schon erbeutete Pferde auf dem Markte etc. Da kam Sophie mit der Nachricht, wir hätten fünf Husaren im Quartier; sie schienen ganz artig, einer darunter war Sophiens Landsmann. Ihre Forderungen waren Essen, Wein, Fourage. Sie waren freilich etwas ungestüm; doch Conta und Sophie beschwichtigten sie, und wir gaben her was wir konnten. Die Einquartierung geht freilich nur den Hauswirth an, aber es wäre mir in dem Augenblicke unmöglich gewesen, das, was ich an Wein, Braten etc. hatte, nicht gern zu geben, um meiner mir sehr lieb gewordenen Ludekus zu helfen. Die Noth vertilgt jedes kleinliche Interesse und lehrt uns erst, wie nahe wir Alle einander verwandt sind. Jetzt athmeten wir wieder; wir glaubten

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_228.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)