Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 237.png

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keine Angst zu zeigen, der Sprache und der französischen Sitte mächtig waren, darunter gehört Goethe, der die ganze Nacht in seinem Hause die Rolle spielen mußte, die bei mir Sophie und Conta spielten. Falk hat sich auch gut durchgeholfen, obgleich er schlecht französisch spricht, und so noch einige Andere. Dem Bergrath Kirsten, der bei uns im Vorderhause wohnt, haben wir durchgeholfen, denn bei ihm kann Niemand Französisch. Wieland hat, als Mitglied des National-Instituts, gleich vom General Denon eine Sauvegarde bekommen. Die Wittwe Herder[1], deren Logis ich jetzt bewohne, mußte ins Schloß flüchten; bei ihr ist Alles zerstört, und, was unersetzlich ist, alle nachgelassenen Manuscripte des großen Herder[WS 1], die sie mitzunehmen vergaß, sind zerrissen und zerstreut. Riedel’s haben nichts als die Möbeln behalten; Silberzeug, Gold, Wäsche, Kleider sind fort. Sie hatten auf meinen Rath die Sachen auf dem Boden versteckt. Wie das Feuer ausbrach, glaubten sie es sich sehr nahe, was es nicht war, und trugen sie in den Keller, der gleich zuerst erbrochen wurde. Die silberne Theemaschiene haben sie behalten, weil man sie nicht


  1. Wittwe des verstorbenen Leibarztes, Herder’s Sohn.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Johann Gottfried Herder (* 25. August 1744; † 18. Dezember 1803)
Empfohlene Zitierweise:
Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_237.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)