Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 238.png

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für Silber hielt, und einen Leuchter, den ein Soldat aus Dankbarkeit für ein geschenktes Hemde dem Andern wieder abnahm. Kühn’s ist es fürchterlich ergangen. Ihr Haus liegt, wie Du weißt, in der Vorstadt, – wohl mir, daß ich es nicht kaufte! – Dort haben die Barbaren am tollsten gewirthschaftet. Kühn reiste Montag nach Hamburg, mußte aber wieder umkehren. Dienstag machte er sich doch, trotz der ganz nahen Gefahr, davon, und was aus ihm ward, weiß ich nicht. Frau und Kinder versteckten sich, noch ehe die Feinde hereindrangen, im Garten, in einem Loche unter der Erde, der Hauslehrer, ein Franzose, Perrin, blieb im Hause, machte sich aber, wie die Plünderung anging, und ihm blanke Säbel und Bajonette drohten, davon, nun ward Alles geraubt und die Möbeln in Stücke zerschlagen. Gegen Morgen wurden die Unglücklichen in ihrem Zufluchtsorte entdeckt, man wollte hineinschießen; sie kauften sich mit Allem, was sie an Geld und Kostbarkeiten bei sich hatten, los. Gegen Mittag kamen wieder Andere, die ihnen den Tod drohten. Endlich gegen Abend, nachdem sie 24 Stunden Todesangst ausgestanden hatten, sind sie herausgegangen, und jetzt im Hause des Kaufmanns Desport am Markte. So höre ich noch alle Tage

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_238.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)