Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 242.png

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Riedel’s waren eben des Feuers wegen, das noch immer ruhig brannte, ins Schloß geflüchtet, und sie erzählten uns, welche Gräuel dort geschehen wären, und wie diese noch immer fort währten. Nun hörten wir am Thorwege vom Vorderhause stark klopfen. Ich sah aus dem Fenster, sah das Thor in tausend Stücken brechen und zehn bis zwölf wüthende Menschen mit gefälltem Bajonette in den Hof stürzen. Guter Gott, welch ein Anblick! Doch faßte ich mich; wir rangirten uns im Zimmer, die Heulenden wurden zur Ruhe verwiesen; ich stellte mich vor Adelen, wieder den Geldbeutel in der Hand; Sophie und Conta eilten hinunter. Krach! fiel die Thür unten, die den Gang nach meinem Zimmer verschließt. Die Bajonette haben auf Conta’s Brust gestanden, und doch gelang es ihm und Sophien, die Menschen mit Wein, Brot und freundlichen Worten hinauszubringen. Jetzt verlangte der Husar mich zu sprechen, er hatte mich noch nicht gesehen. Ich flog zu ihm, gab ihm die Hand. Er sagte, er wäre der Ehre nicht werth, er wäre nur ein Bauer; aber doch hätten seine Hände nie solche Gräuel besudelt, und so gab er mir die Hand. Ich bot ihm Geld an, er wollte es durchaus nicht nehmen; doch nahm er einen Speciesthaler am Ende.

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_242.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)