Seite:Jugendleben und Wanderbilder II 246.png

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keine Theuerung, aber eine so große Seltenheit an Lebensmitteln, besonders Brot, entstanden, daß man allgemein Hungersnoth befürchtete. Der gute Denier nahm an unserm Unglück Theil, als ob es ihn selbst betroffen hätte. Mit feiner Schonung machte er es so, daß sein Freund beim General Berthier aß, er selbst aber blieb zu Hause; und wenn er ausging, bat er mich um Erlaubniß und sagte mir, wohin er ginge und wann er wiederkommen würde, seine Leute mußten dann Schildwache halten. Den ganzen Tag mußte er uns noch oft die Plünderer abwehren, dafür mußte ich mir gefallen lassen, daß mir den Abend wenigstens zehn Officiere vorgestellt wurden, die bei mir Thee tranken und himmlisch vergnügt waren, wieder einmal ein hübsches Zimmer, reine Tassen und ein französisches Haus zu sehen, denn dafür hielten sie mich wegen meiner Bedienung und Adelen, die wirklich jetzt nach all dem Schrecken ganz allerliebst war. Ich that indessen doch etwas Gutes, ich schrieb allen Officieren, die mir vorkamen, die Namen von Loder, Schütz, Froriep und Reichard in Halle auf und bat sie, diese Häuser, wenn sie hinkämen, zu schützen. Alle gaben mir ihr Ehrenwort darauf und versprachen freiwillig, auch ihren Freunden diese Namen zu geben. Halle ist

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Johanna Schopenhauer: Jugendleben und Wanderbilder. Band 2. Georg Westermann, Braunschweig 1839, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jugendleben_und_Wanderbilder_II_246.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)